In dieser schönen Umgebung auf 950 m Höhe über dem Meeresspiegel lässt es sich gut leben: Fröhlich gackernd genießen die Weidegänse den Tag. Der Bio-Gänsehof von Irmi Bechter befindet sich in der Gemeinde Hittisau im Osten der Region Bregenzerwald im österreichischen Vorarlberg.

Weidegänse leben vom Frühjahr bis Martini oder Weihnachten im Freiland. Hier in den Bergen steht ihnen eine große und flache Weide zur Verfügung.
Die Gänse sind zunächst etwas schüchtern. Erst als ich mich auf dem Boden knie, verlieren sie ihre Scheu. Ich werde begutachtet und umzingelt, liebevoll „verpickt“ und gleich in die Herde integriert.
Das Motto der Familie Bechter lautet: in artgerechter und nachhaltiger Geflügelmast gezüchtet – für den regionalen Fleischkonsum. Seit 2007 werden hier Gänse gehalten, aktuell sind es 250 Tiere. Die Gänse kommen Anfang Juni als Eintagsküken hierher. Da sind sie ungefähr faustgroß und ein Fuß ist so klein wie ein Fingernagel.
Sie werden hier großgezogen, bis sie weidereif sind, das dauert ungefähr vier Wochen. In dieser Zeit wechselt ihr Gefieder von der gelben Kükenfarbe auf das weiße Federkleid der erwachsenen Gänse. Jetzt (Ende Juli) mit acht Wochen ist der Körperbau der Gänse bereits ausgeprägt: Deutlich sichtbar sind die Ausprägung der Brust und die Taschen zwischen den Beinen als Zeichen, dass sie gut genährt sind.
Auch das Federkleid zeugt von der Gesundheit der Gänse – es ist makellos ohne zerrupfte Federn. Das belegen auch die Beine der Gänse mit den gesunden Fußballen. Die Tiere wiegen aktuell etwa 3 bis 4 kg. Besser geht es laut Irmi nicht.
Im Maximum wurden 800 Gänse auf dem Hof weidereif gezogen und etwa die Hälfte zur weiteren Mast an die Lebenshilfe abgegeben. Nun sind es 500 Tiere, die Hälfte geht an die Lebenshilfe, während 250 Gänse auf dem Hof für die eigene Schlachtung bleiben. Die Coronazeit habe viel kaputt gemacht, berichtet Irmi, den Kunden fehle das Geld. Die Gastronomie als großer Abnehmer habe besonders unter der Krise gelitten. Es ist zum Hobby geschrumpft – sehr arbeitsintensiv, aber dem Ehepaar ist es wichtig, dass ihre beiden Kinder in der Natur und mit Tieren aufwachsen.
Familie Bechter schlachtet selbst und vermarktet das Fleisch ab Hof. Das Schlachtgewicht liegt bei etwa 4,5 kg. Irmi sagt stolz: „Während der letzten vier bis fünf Jahre haben wir immer darüber gelegen – so nahe bei 5 kg. Das ist schon eine besondere Leistung ohne Medikamente oder Kraftfutter.“ Sie füttert ausschließlich rein biologisch zugelassene Futtermischungen, EM und vor allem die Futterkohle kommen hinzu.
Das Fleisch einer Gans bringt im Verkauf etwa 100 €, das sind 22,50 €/kg. Die Leute aus der Region kennen den Bio-Geflügelhof, dessen größte Werbung die Tiere selbst sind. Am Wochenende bleiben Menschen neben der Weide stehen und entdecken die Gänse als Fotomodell.

Irmi mit ihren Kindern Martin und Melanie.

Auf der Weide nutzen die Gänse ein Trinkrohr mit Wasser und EM.

Die zehn Tage alten Gössel der Dänengänse kommen bereits tagsüber auf die Weide.
Es geht ohne Antibiotika…
„Wir sind ein Bio-Betrieb und arbeiten gänzlich ohne Antibiotika.“, das ist Irmi wichtig. 2010 hatten ihre Tiere das gefürchtete Parvovirus, das Gänse- und auch Hühner- oder Putenküken befallen kann. Bereits nach fünf Tagen begann das große Sterben der kleinen Küken. Irmi ging durch den Stall und sammelte die Leichen ein, das war tragisch. Merkwürdig war, dass die kranken Tiere sich nicht separierten, sondern bei der Herde blieben. War Irmi hinausgegangen, dauerte es lediglich Minuten, bis ein weiteres Tier tot dalag. Sie erinnert sich: „Das ging unglaublich schnell.“ Weil sie herausfinden wollte, was da geschah, habe sie sich auf einen Stuhl in den Stall hineingesetzt und abgewartet.
„Da ich ständig mit der Herde in Kontakt bin, weiß ich, wie sie sich verhalten, wenn sie gesund sind. Ich merke, wenn es einer Gans nicht gut geht, sehe das sofort. So konnte ich einen erkrankten Vogel ausmachen und habe ihn auf den Schoß genommen. Er hat noch zwei, drei Atemzüge genommen und das Leben ausgehaucht. Es war ein Erstickungstod innerhalb von Sekunden.“ Aufgrund ihrer Erfahrungen aus der eigenen Schlachterei konnte sie die Gans mit einem scharfen Messer sezieren. Sie schnitt die Brust auf und sah das Herz in einer Blutlache liegen, es hatte eine Arterie gesprengt. Sie dokumentierte penibel, was da passierte und schickte alles zur Untersuchung. Von der Tierärztin kam die Bestätigung, dass es das Parvovirus sei. Eine kausale Therapie gab es nicht, daher wurde ihr empfohlen, die Tiere sofort präventiv mit Antibiotika zu behandeln. Aber sie war skeptisch: „Flächendeckend Antibiotikum in das Wasser zu geben, verändert das Verhalten der Tiere. Gänse sind immer in Bewegung, nicht so ruhig wie Hühner.
Nach der Antibiotika-Gabe bricht die komplette Herde ein, sie sind nicht mehr so wie sie waren. Sie liegen herum und das Federkleid fällt völlig zusammen. Man sieht deutlich, dass Antibiotika gegeben wurden.“ Sie hatten ihre Krise, aber waren aufgrund ihrer Erfahrung der Meinung, dass ein Antibiotikum nicht die Lösung sein könne: Bereits zwei Jahre zuvor hatten sie ein Colibakterium mit einer hohen Sterberate bei den Gänsen. Damals hatten sie Antibiotika gegeben. Nun erhielten sie erneut 2,5 Liter Antibiotikum, aber ihr Mann sagte: „Das muss irgendwie anders gehen.“

Weidegänse haben eine lange Tradition. Schon die Griechen, Römer und Germanen hielten Gänse als Haustiere.

Gänse brauchen ein gutes Futter. Im Stall bekommen sie zusätzlich eine Mischung aus Weizen, Gerste und Hafer, der Kohle zugegeben wird.
…aber nicht ohne EM
Irmi rief ihre Mutter an und sagte: „Wir brauchen dringend EMa“. Sie besprach sich mit dem regionalen EM-Berater, Bernd Pulsinger, und stellt seitdem selbst EMa her. Sie senkten die Temperatur im Stall, öffneten die Türen und lüfteten. Folgendes passierte: Die Sterberate stieg zunächst auf etwa zehn Küken pro Tag, innerhalb weniger Tage waren 115 Tiere verendet. An Tag 4 begann sie mit dem Einsatz der EM. Ein, zwei Tage blieb die Sterberate hoch, danach verendeten nur noch fünf Tiere pro Tag, am Folgetag lediglich noch zwei. Nach circa zehn Tagen waren von den bisherigen 400 Gänsen nur noch 300 Tiere übrig, aber der Spuk war vorüber. Die Antibiotika-Flasche blieb ungeöffnet stehen.
Das war im Frühling. Im Herbst fragte die Tierärztin an, ob Irmi für einen Notfall im Bregenzer Wald noch einen Rest Antibiotikum habe. Sie wollte nicht glauben, dass die Flasche nicht zum Einsatz gekommen war und wollte mehr wissen. Irmi fasst zusammen: „Von unserem EM-Berater erhielten wir das Wissen über EM und die Überzeugung von deren Wirksamkeit. Wir brauchten Geduld, Erfahrung und die Zuversicht, dass es funktionieren würde. Wir haben mit einem Totalausfall rechnen müssen. Hätte es nicht geklappt, wären wir hämisch ausgelacht worden – von wegen ich hab’s doch gesagt.“
Die Tierärztin stand betroffen da und erwiderte: „Du Irmi, jetzt muss ich dir was sagen. Wir hatten in Deutschland einen Betrieb mit 450 Gänsen. Dasselbe Problem wie bei dir, im Frühling das Parvovirus. Wir haben Antibiotika gegeben, danach war das Sterben weg. Über den Sommer ist es gegangen, jetzt haben wir September, das Virus ist erneut ausgebrochen und wir haben einen Komplettausfall.“ Irmi hat daraus gelernt, sich etwas länger Zeit zu nehmen, genau zu überlegen, woher das Problem kommt und sich dann mit erfahrenen Menschen zu beraten.
Seither bekommen die Tiere EMa in das Wasser ihrer Trinkrohre auf der Weide und im Stall. Irmi gibt etwa eine Tasse voll EMa auf das gesamte Rohr, das etwa 20 Liter Wasser enthält. Und auch der Stall wird regelmäßig mit EM eingesprüht.
Die Wissenschaft über EM in der Hühnerpflege
Auf unserer Seite Studien und Versuche finden Sie eine ganze Reihe wissenschaftlicher Arbeiten über die belegten Effekte von EM. Darunter sind auch zwei Quellen, in denen Effektive Mikroorganismen nachweislich das Immunsystem von Hühnern auf mehreren Ebenen verbessern konnten.
Fütterung
Gänse sind aufgrund ihrer Anatomie traditionell Weidetiere, sie brauchen viel Gras. Sie werden auch als Wiederkäuer unter den Geflügelarten bezeichnet. Im Futtertrog im Stall erhalten sie zusätzlich eine Mischung aus Weizen, Gerste und Hafer – ein zugekauftes Biofutter. Die Kosten liegen bei 20.000 € für 20 Tonnen, also etwa 1 € pro Kilo.
Die gute Gesundheit und das hohe Schlachtgewicht ihrer Gänse liegen nach Irmis Ansicht an der zugefügten Futterkohle. Diese ist lose und besteht aus verkohlten Spelzen. Der Trockenfuttermenge wird etwa ein Prozent an Futterkohle zugesetzt. Sie wird mit einer Schaufel über das Futter im Trog gegeben und vermischt. Das Futter wird dadurch komplett schwarz. Im Darm der Tiere verdickt die Futterkohle den Speisebrei und verlangsamt die Verdauung. So kann das Futter im Darm gründlicher verwertet werden, das sorgt für eine höhere Gewichtszunahme der Tiere. Die Schadstoffbindung im Magen-Darm-Trakt bringt zusätzlich positive Effekte für die Tiergesundheit mit sich.
Auch in die Einstreu im Stall kommt Futterkohle. Das bindet zum einen Gerüche und zum anderen bekommen Gänse häufig eine Bindehautentzündung, wenn die Einstreu zu sehr staubt. Hier wirkt die Futterkohle stark bindend. Dafür nutzt Irmi eine bereits gesiebte Futterkohle, die nicht mehr staubt. Speziell die Schad- und Giftstoffbindung im Magen-Darm-Trakt zieht viele, positive Effekte für die Tiergesundheit nach sich. Der Tierarzt ist begeistert, denn ein großes Problem bei Gänsen sind Krankheiten an den Füßen. Die gibt es in diesem Stall seit Jahren nicht mehr.
Futterkohle wird in diesem Betrieb an vielen weiteren Stellen eingesetzt, sie kommt beispielsweise zur Aufwertung auf den Misthaufen. Und sollte etwas Pathogenes im Anmarsch sein, wird sofort die Menge an Futterkohle im Futter erhöht. Auch in der Einstreu wird mehr Kohle verwendet, damit sie sich am gesamten Körper der Tiere verteilt und sie Milben und andere Parasiten loswerden. Das Sprühen mit EM verstärkt diesen Effekt. Einzelne Tiere bekommen auch mal eine Schluckimpfung mit Futterkohle und Wasser vermischt direkt in ihr Maul – in der Regel sind dann die Keime unschädlich. Seit vier bis fünf Jahren gibt es keine nennenswerten Schadbakterien mehr.

Bei der Hütearbeit kann ein Border Collie seine besonderen Fähigkeiten entfalten – sowohl bei Schafen als auch bei Gänsen.

Die flauschigen Fellknäule sind fleißige Mäusejäger.
Hütehündin Jackie
Border Collie-Hündin Jackie treibt die Gänseherde abends zusammen und bringt sie in den Stall. Früher wollten die Gänse manchmal einfach nicht hineingehen. Die Herde lief auf das Tor zu, aber dann einfach daran vorbei. Allein hatte Irmi keine Chance und so sollte ein Hund helfen.
Allerdings lässt sich bei den Vögeln nicht jeder beliebige Hund einsetzen. Border Collies sind als Hütehunde für Schafe bekannt, aber ob das auch bei Gänsen funktioniert? Ein Bekannter hatte einen Border-Collie-Wurf, aber keine Erfahrung mit Gänsen. Er brachte den gesamten Wurf mit und probierte es einfach. Die Hündin holte die gesamte Gänseschar anstandslos in den Stall. Der Mann stand nur da und pfiff seine Kommandos.
Auch eine einzige Gans konnte die Hündin auf seine Anweisung bringen. Das Treiben war für die Herde zwar zunächst purer Stress, aber sie haben sich schnell daran gewöhnt. Jackie ist mit den Gänsen aufgewachsen, sie sitzt den ganzen Tag bei ihnen draußen. Der Fuchs hat keine Chance, er ist zwar in der Nähe und versucht immer mal wieder sein Glück, aber Jackie verjagt ihn. Die Zusammenarbeit von Hund und Gänsen klappt perfekt.
Hühner
Neben den Gänsen betreibt Irmi eine artgerechte und nachhaltige Geflügelmast, deren Fleisch ebenfalls antibiotika-frei bleibt. Bei den Hühnern verzichtet Irmi auf eine Heizung, bis auf wenige Frosttage im Jahr. „Wenn ich von vornherein kontinuierlich den Boden beheize, entwickeln die Hühner kein optimales Immunsystem, jedes Bakterium breitet sich umso schneller aus.“
Weitere Tiere
Letztes Jahr im Frühjahr explodierte die Mäusezahl. Seitdem leben zwei Katzen auf dem Hof und fangen Mäuse. Ohne Katzen geht es nicht, ihr Beitrag ist wichtig für die Farm. Zum Beweiden der Hänge werden Rinder eingesetzt. Das ist hier an den Steilhängen mit gerodeten Flächen traditionell üblich, da aufgrund der Steine kein Gerät eingesetzt werden kann. Die Alpwirtschaft ist wichtig: Die Tiere haben einen Unterstand als Wetterschutz, bleiben aber den gesamten Sommer über draußen auf der Weide und grasen sie ab. Sonst wäre in zwei bis drei Jahren alles zugewuchert und verbuscht.
Nur was die Rinder, deren Fleisch auch vermarktet wird, übrig lassen, muss von Hand gemäht werden. Neben dem Gänsestall stehen die Bienenstöcke von Irmi‘s Bruder. Die Vegetation ist hier für Bienen besonders gut, insbesondere weil Irmi flexibel ist und mit dem Mähen warten kann, bis das Gras komplett reif ist. Bienen sind wichtig für die Bestäubung, Irmi betont: „Man muss
einfach kreislaufmäßig denken.“
Fazit
Dieser Hof ist ein Vorzeigeobjekt für eine erfolgreiche Alternative zu einem übermäßigen Einsatz von Antibiotika. Die traditionelle, artgerechte und nachhaltige Geflügelmast bringt natürlich aufgewachsene, gesunde Tiere hervor, die regional vermarktet werden.
Familie Bechter zeichnet sich durch eine gelebte Zuneigung zu ihren Tieren, Mit- und Selberdenken sowie persönlichen Einsatz aus. Mehr und mehr Landwirte in Haupt- und Nebenerwerb orientieren sich an einer natürlichen Tierhaltung mit Werten wie Tierwohl und persönlicher Zufriedenheit. Der
Einsatz der EM ist dabei häufig – wie auch hier – ein wesentlicher Baustein. Ziel ist ein praktikabler und ökonomisch tragfähiger Konsens zwischen den Erwartungen der Verbraucher und der Landwirtschaft. Der Einsatz der EM kann – wie auch hier – einen wesentlichen Teil beitragen.
Autorin
Andrea de Moll