Die Moderhinke, auch Schafpanaritium genannt, ist eine durch Bakterien verursachte, hoch schmerzhafte Klauenerkrankung. Begünstigende Faktoren sind eine Umgebungstemperatur über 10°C, hohe Luftfeuchtigkeit, fette Weiden, viele Tiere auf wenig Raum, feuchter Boden und Verletzungen der Haut zwischen den Klauen. Der schmierige Eiter riecht süsslich-faulig, also modrig. Die Tiere hinken und fressen teilweise mit eingeknickten Vorderläufen oder sogar liegend.
Seit über 20 Jahren werden zur Bekämpfung und Prophylaxe der Moderhinke beim Schaf Klauenbäder mit Formalin durchgeführt. Auf moderhinkesanierten Alpen im Kanton Graubünden ist das Formalinbad seit einigen Jahren Pflicht, aber trotzdem kommt es immer wieder zu Reinfektionen, da die Erreger bei günstigen Bedingungen bis zu 6 Monaten im Boden und noch länger im Klauenhorn überleben können. Zudem kann das Formalin sowohl Allergien, als auch Haut- Atemwegs- und Augenreizungen nach sich ziehen und führt in hoher Konzentration zu lebensgefährlichen Lungenödemen und Pneumonien. Bei chronischer Exposition ist es krebserregend, beeinträchtigt Gedächtnis und Konzentration des Anwenders.
Natürlich gelten die Wirkungen auch für die Schafe, da die Tiere – zum Teil mehrmals jährlich – in dieser Formaldehydlösung stehen müssen, die Nase ca. 50 cm über dem Bad. Der Mensch steht ein bis zwei Meter daneben und empfindet es noch als höchst unangenehm. Als Alternative bieten sich Kupfer- und Zinksulfat an, aber sie müssen per Sondermüll entsorgt werden. So zogen der Betreiber der Lampertschalp in Graubünden und die betreuende Tierhomöopathin Marlies Tönz die Effektiven Mikroorganismen als alternatives Klauenbad in Betracht. Beim Alpaufzug 2012 starteten sie das Projekt „Klauenbad mit EM“. Und der Erfolg stellte sich ein: Während des ganzen Sommers sind die Schafe von der Moderhinke verschont geblieben. Klauenbäder wurden zwei Mal durchgeführt, zum Alpauftrieb und im August. Das Mischverhältnis war 1:1. Um alles offiziell zu machen, wurde dann im Frühling 2013 ein Gesuch an den Kantonstierarzt gestellt, die Schafherde beim Alpaufzug wieder mit einem EM-Bad zu behandeln. Unter Auflagen von tierärztlichen Kontrollen wurde die Sonderbewilligung für die Alpsaison 2013 erteilt. Außerdem musste eine durch EM-Experten begleitete Auswertung des Versuchs dem Amt für Lebensmittelsicherheit und Tiergesundheit zur Verfügung gestellt werden. Bei der Kontrolle beim Alpaufzug wurden vier hinkende Schafe entdeckt und vom Tierarzt untersucht. Es wurden aber nur transportbedingte Verletzungen gefunden. Ein Schaf wurde wieder auf den Heimbetrieb zurück geschickt.
Anfangs August findet immer ein „Schäfelertag“ statt, an dem die 600 bis 800 Tiere wieder durch die Sortieranlage und das Klauenbad getrieben und die Klauen kontrolliert und geschnitten werden. Sechs Schafe wurden aussortiert, zwei wegen Panaritium, zwei mit Zwischenklauenwarzen, zwei mit Verletzung. An diesem Tag konnten sich also alle Besitzer über den Gesundheitszustand ihrer Schafe informieren. Beim Alpabzug im Herbst waren drei hinkende Schafe in der Herde. Die Kontrolle durch den Tierarzt ergab einen Panaritiumfall, einen Riss in der Klauenspitze und eine Wunde im Ballenhorn. Aufgrund der guten Ergebnisse wurde die Bewilligung weiter erteilt. Bis Ende 2014 lag keine Meldung eines Auftretens von Moderhinke vor.
Das Experiment „Klauenbad mit EM“ konnte nun schon während vier Alpsaisons gemacht werden. Von der Witterung und den Weidebedingungen waren die Sommer recht unterschiedlich, das Ergebnis des Versuchs und die Klauengesundheit aber durchwegs ähnlich positiv. Besonders hervorzuheben ist dabei das gesunde und weiche Klauenhorn der Schafe, was durch Rückmeldungen der Schafbesitzer immer wieder bestätigt wird. Die Ergebnisse von vier Jahren ohne Moderhinke überzeugten die meisten von der positiven Wirkung des EM-Klauenbades. Natürlich ist allen Beteiligten klar, dass nach so kurzer Zeit auf nur einer Alp noch keine abschliessenden Aussagen gemacht werden können. Nötig wäre ein breiterer Einsatz auf verschiedenen Alpen über mehrere Jahre hinweg. Für Frau Tönz als betreuende Tierhomöopathin im Bereich Nutztiere, dem Verantwortlichen der Alp Lampertschalp und den Bündner EM-Berater Sebastian Dönz sind die EM-Vorteile es aber wert, die Mehrkosten in Kauf zu nehmen. 2015 waren 950 Schafe inklusive Lämmern auf der Alp, es wurden gesamthaft 880 l EM verbraucht und im Herbst war die Rückmeldung der Besitzer bezüglich der Klauengesundheit sehr gut. Diese Erfolge führten dazu, dass einige Tierhalter inzwischen auch im Stall EM anwenden und es den Schafen zusätzlich übers Futter verabreichen.
Anmerkung:
Auch die Verfasserin des Artikels hielt während mehrerer Jahre Ostfriesische Milchschafe bei sich zuhause. Diese Rasse neigt sehr zu Moderhinke. Auch bei ihren Tieren wirkten die EM-Klauenbäder gegen diese schmerzhafte Erkrankung hervorragend. Allerdings mussten die Schafe jeden Tag beim Verlassen des Stalles auf die Weide immer durch eine flache Wanne mit EM-Wasser laufen. Das dreckige Wasser wurde dann alle 2-3 Tage an verschiedenen Stellen auf den Weiden per Schlauch ausgebracht, was auch dort einen guten Nutzen brachte.