Seitdem wir im EMJournal 46 (2013) über den ersten Römerofen berichtet haben, der mit EM gebaut wurde, haben sich einige EM-ler für einen solchen Ofen in ihren Wohnungen oder Häusern entschieden – und soweit wir wissen, hat es noch niemand bereut. Entwickelt und zur Produktionsreife gebracht hat ihn Reiner Trinkel, den wir gebeten haben, die Produktionsweise zu erläutern und ein wenig über die wohltuende Wirkung des sparsamen, eleganten und vielfältig einsetzbaren Ofens preiszugeben.
Das Material des Römerofens
Römeröfen sind nach unserem Kenntnisstand die einzigen Speicher-Öfen, die komplett aus Tonerde-Zement hergestellt werden. Tonerde, chem. Aluminium-Oxid (Al2O3), ist eines der häufigsten Mineralien in der Erdkruste und auch ein Hauptbestandteil von Lehm. In der Medizin kommt Tonerde als sogenannte Heilerde zum Einsatz. Seit den 1980iger Jahren werden Zemente und Betone auf Tonerde-Basis vor allem in der Feuerfest-Industrie eingesetzt, z.B. in Gießereien. Es gibt sie je nach Verwendungszweck in unzähligen Mischungen und Konfektionierungen.
Für den Römerofen kommt eine fast reine, weiße Tonerde zum Einsatz. Bei der Konfektionierung des Römerofen-Zements durften ausschließlich schadstofffreie, für den Kontakt mit Lebensmittel geeignete Zusatzstoffe verwendet werden, wie z.B. Porzellan-Bruch. Weitere wesentlich Anforderungen sind das für die Wärmeabgabe und Wärmespeicherung ideale spez. Gewicht (dazu später mehr) und ein Höchstmaß an sogenannter Grünfestigkeit,also die Festigkeit des noch frischen Zementes direkt nach dem Ausschalen. Die Grünfestigkeit des Römerofenzementes ist höher als bei bestem Brückenbeton.
Die Formen für die Bauteile
Die komplizierteren Formen zur Herstellung der Bauteile des Römerofens bestehen aus Stahl. Die Entformung erfolgt mühsam von Hand, ebenso die anschließende Reinigung. Zur Verbesserung dieser Reinigungsprozedur entdeckten wir vor nunmehr 10 Jahren dank der Anregung eines Kunden die Vorteile von EM. Durch Zugabe von 0,2 – 2% EM-Keramikpulver lässt sich der Reinigungsaufwand deutlich reduzieren. Außerdem verbessert sich das Gussbild speziell bei der stehend gegossenen Außenschale, wie die Vergleichsaufnahmen der Formteile und Formen zeigen.
Das perfekte Reinigen der Form ist für den folgenden Prozess von großer Wichtigkeit. So ist auch generell der gesamte Produktionsprozess, das Vergießen der Tonerde, der Formenbau, der Betrieb von Spezial-Mischern, Rüttelanlagen etc. aufwändig und teuer. Dies gilt auch für das Material selbst. Für eine Tonne Römerofen-Zement, angeliefert als Sackware, bekommt man im Fachhandel einen kompletten Marken-Kaminofen aus Stahlblech.
Allerdings gibt es für diesen Werkstoff hinsichtlich der Römerofen-Entwicklungsziele keine Alternative. Dank seiner enormen Hitzebeständigkeit und Grünfestigkeit ermöglicht uns der Tonerde-Zement den Bau besonders dünnwandiger Teile im Feuerkontaktbereich, also in Zonen, wo annähernd 1000°C Verbrennungstemperatur auftreten können.
Andere Materialien wie z.B. Schamotte oder Speckstein müssen hier mindesten Wandstärken von 6-8 cm haben, also mehr als das Doppelte aufweisen. Da Grund- und Speicheröfen aus Sicherheitsgründen immer doppelwandig ausgeführt werden müssen, kommen bei konventionellen Ofenbaumaterialien schnell mal 12 cm Wandstärke und mehr zusammen. Das macht solche Öfen sehr träge. Aufheizphasen – ohne Wärmeabgabe – von drei und mehr Stunden sind durchaus üblich. Der spontane Betrieb oder der Betrieb in Übergangszeiten wird mit solchen Öfen problematisch.
Durch den Tonerde-Zement können wir die Wandstärke glatt halbieren, weshalb unsere Öfen schon nach 30 Minuten annähernd volle Leistung bringen. Der Tonerde-Zement ermöglicht uns die Konstruktion des Römerofen-Doppelspeichers, dessen Hauptmerkmal der dünne Speichermantel in Kombination mit einem schweren Speicherkern ist. Dadurch wird der Ofen einerseits schnell warm und gibt trotzdem seine Infrarot-Strahlungswärme sehr gleichmäßig über einen Zeitraum von 12 Stunden und mehr ab.
Ein weiterer Vorteil dieses Materials liegt darin, dass wir sein spezifisches Gewicht punktgenau einstellen können. Dadurch erreichen wir ein gutes Verhältnis zwischen hohem Speichervermögen einerseits und besonders milder, weitreichender Infrarotstrahlung von idealer Wellenlänge. Diese sorgt dafür, dass die Strahlungswärme fast jeden Winkel eines normalen 2-stöckigen Hauses erreicht ohne den Aufstellraum zu überhitzen. Ob man sich direkt neben dem Ofen oder in 6 Meter Entfernung aufhält – die Wärmestrahlung ist immer gleich angenehm und wohltuend.
Allerdings hat das Material – neben seinem Preis und dem hohen Verarbeitungsaufwand – auch einen gewichtigen Nachteil: Durch die Abhängigkeit von einem gegebenen Formensatz ist es nahezu unmöglich, auf individuelle Kundenwünsche einzugehen. An den drei Typen – Kulinar, Compact und Komfort – lässt sich außer der Farbe nichts ändern. Jeder ist zwar auf seine Art perfekt, aber eben nun mal so, wie er ist.
Kontakt: www.römerofen.de