Viele Kleingartenbesitzer haben sie – die wasserlose Toilette. Oftmals ist es nur ein kleiner Eimer mit Streu und Deckel. Geladene Kaffeegäste und Freunde werden meist zum Vereinshaus geschickt, weil wenig Platz im Eimer ist oder die Scheu vor fremden Exkrementen auf dem eigenen Kompost überwiegt. Und wohin mit größeren Mengen Urin? Häufig wird zur Chemiekeule gegriffen, um den Geruch zu bändigen. Doch die fachgerechte Entsorgungsfahrt zur heimischen Spültoilette oder zu einer Wohnwagen-Entsorgungsstation kann aufwendig sein – die Folge ist eine große Dunkelziffer der illegalen Entsorgung in der Natur.
Die Kleingartenordnung des Landes Bremen sieht, ökologisch vorbildlich, eine fachgerechte Kompostierung der Toiletteninhalte vor. Wie diese umzusetzen ist und was es dabei zu beachten gilt, fragen sich viele Kleingartenbesitzer. Der EM-Verein bietet Hilfe an: Hier wird gezeigt, wie mit EM eine geruchsfreie Trockentrenntoilette einzurichten ist. Sie bildet gleichzeitig die Grundlage für ein Kompostsystem, mit dem wertvolle Terra-Preta-Erde für die Beete produziert wird. Das ist nicht nur für Kleingärtner interessant.
Unterschied Kompostklo – Trockentrenntoilette
Zunächst ist wichtig, den Unterschied zwischen einem Kompostklo und einer Trocken-trenntoilette (TTT) zu verstehen. Bei einem Kompostklo, auch Humustoilette genannt, werden sowohl Urin als auch Fäzes (Fäkalien) in einen Eimer entleert. Das gesamte „Geschäft“ wird mit Streu abgebunden.
Eine Trockentrenntoilette dagegen trennt durch einen Urinabscheider am vorderen Rand der Toilettenbrille den Urin vom Fäzes. Durch die Anatomie des Menschen im Sitzen fließt der Urin schräg nach vorn in einen kleinen Trichter und wird über einen Schlauch weitergeleitet, um schließlich in einem Kanister getrennt aufgefangen zu werden. Diese Trennung ist die Basis für eine geruchsfreie Verarbeitung der Ausscheidungen, denn Urinund Fäzes bestehen aus unterschiedlichen Komponenten. Sobald sich Urin und Fäzes mischen, entsteht das stark riechende, gesundheits- und umweltschädliche Gas Ammoniak (NH3). Die gleiche Reaktion entsteht bei Kuhgülle, die äußerst unangenehm riechen kann. Eine Ammoniakbildung sollte somit vermieden werden. Zudem erleichtert die Trennung, aus den Exkrementen eine gute Komposterde herzustellen.
Trockentrenntoilette – kaufen oder selbst bauen?
Eine Trockentrenntoilette kostet zwischen zweihundert und fünfhundert Euro oder ist alternativ einfach selbst herzustellen. Dafür wird eine Kiste benötigt, in die ein Eimer und ein Kanister passen. Eine Toilettenbrille mit eingebautem Urinabscheider ist für knapp 100 Euro erhältlich. Alternativ zur gekauften Toilettenbrille mit Urin-Abscheider, kann eine alte Toilettenbrille dienen, unter der ein großer Trichter so platziert wird, dass er etwa zur Hälfte in die Toilettenöffnung hineinreicht. Schläuche und Schellen sorgen für die Verbindung zum Kanister. Diese Anschaffung lohnt sich und wird nicht nur Sie, sondern auch den Kleingartenverein und alle Gäste erfreuen.
Wohin mit dem Urin?
Am besten eignet sich ein Kanister mit zehn bis dreißig Litern Fassungsvermögen. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass ein Zwei-Personen-Haushalt, bei täglicher Nutzung, in einer Woche circa dreißig Liter Urin produziert.
Da Urin einen sehr hohen Stickstoffanteil hat, sollte er mit Wasser verdünnt werden, um ihn direkt auf Rasenflächen und Beeten ausbringen zu können. Pur angewendet kann der hohe Stickstoffanteil feine Wurzeln verbrennen. In einer Gießkanne kann ein Teil Urin mit acht Teilen Wasser gemischt und anschließend im Garten verteilt werden. Diese Düngung tut allen Pflanzen gut und versorgt sie für ihr Wachstum mit dem nötigen Stickstoff. Alter Urin stinkt – und um die gute Nachbarschaft nicht zu gefährden, empfiehlt es sich, EM vorab in den leeren Urinkanister (0,5 Liter auf einen 30 Liter Kanister) zu geben. Die Fotosynthesebakterien in EM verhindern bereits von Beginn an die Ammoniakbildung. Meine Erfahrung hat gezeigt, dass EM als Zugabe kurz vor der Ausbringung keinen geruchsbindenden Effekt hat – auch dann nicht, wenn der Kanister noch einige Zeit steht. In Zeiten, in denen viel kohlenstoffreiche Organik an-fällt (Laub, Asthäcksel oder die Sägespäne-Streu eines Kleintierstalles), kann der Urin pur darauf ausgebracht werden. Das reguliert das Kohlenstoff-Stickstoff-Verhältnis (wird im weiteren Verlauf erklärt) und verhindert, dass der hohe Kohlenstoffanteil in diesen „braunen“ Materialien dem Kompost den wertvollen Stickstoff entzieht.
Wie wird der Fäzes behandelt?
Die festen Ausscheidungen landen in der Trockentrenntoilette direkt im Eimer. Dieser sollte mit einem Deckel verschließbar sein, damit der gesamte Inhalt nach Befüllung noch zwei bis drei Wochen mit EM fermentieren kann. Solange der Eimer in Benutzung ist, kann der Deckel geöffnet bleiben. Sollte die Parzelle für ein paar Tage verlassen werden, wird der Eimer verschlossen.
Nachdem der Fäzes und das Toilettenpapier im Eimer gelandet sind, werden ein paar Schaufeln EM-Klostreu darauf gegeben und etwas pures EM versprüht. Die EM-Klostreu besteht aus gemahlener Pflanzenkohle, EM, Gesteinsmehl und Strohhäckseln.
Die Pflanzenkohle bindet Gerüche, nimmt in ihren kleinen Kammern Nährstoffe auf und gibt den Mikroorganismen ein gutes Zuhause für ihre Vermehrung. Sie bildet die Grundlage für die geplante Terra-Preta-Erde, die zu zehn Prozent aus Pflanzenkohle besteht. Dieser kleine Pflanzenkohleanteil reicht zur Neutralisation des Geruchs völlig aus. EM-Klostreu kann entweder selbst hergestellt oder angemischt gekauft werden. Ich habe zusätzlich eine Sprühflasche mit purem EM im Bad stehen und gebe nach dem „Geschäft“ zwei bis drei Sprüher EM in den Eimer – „So bleibt alles wunderbar geruchsfrei.“
Die Effektiven Mikroorganismen beginnen nun, die Fäkalien im Eimer zu fermentieren. Wichtig ist, dass hin und wieder, z.B. mit einer Zeitung, der gesamte „Haufen“ nach unten gepresst wird – so wird wieder Platz im Eimer gewonnen und das Material kann unter Luftabschluss besser fermentieren.
Ist der Eimer voll, wird er verschlossen und für drei Wochen beiseite gestellt (schattig, aber frostfrei). In dieser Zeit wird ein zweiter Eimer eingesetzt. Empfehlenswert sind somit zwei bis drei 25-Liter fassende Eimer.
Nach drei Wochen können die fermentierten Exkremente auf dem Kompost entleert und mit Grünmaterial reichlich abgedeckt werden. Die Substanz ist bereits jetzt geruchsfrei. Nun beginnt die Humifizierung, und die Kompostwürmer machen sich über das Material her, das durch die Fermentation bereits herrlich vorbereitet ist.
Basis einer guten Kompostierung – das Kohlenstoff-Stickstoff-Verhältnis
Organische Substanzen, dazu zählen auch die menschlichen Ausscheidungen, haben einen unterschiedlich hohen Kohlenstoff- und Stickstoffanteil. Mikroorganismen benötigen für die biologische Umsetzung von Organik zu Erde, der Humifizierung, einen hohen Stickstoffanteil. Das sogenannte C/N-Verhältnis drückt das Verhältnis von Kohlenstoff (C) zu Stickstoff (N) aus. Der jeweilige Wert gibt die Anteile Kohlenstoff zu einem Teil Stickstoff an. Je kleiner die Zahl ist, umso mehr gleichen sich C und N an. Urin hat beispielsweise ein C/N-Verhältnis von 0,8. Das bedeutet, dass 0,8 Anteile Kohlenstoff auf einen Teil Stickstoff fallen. Rasenschnitt hingegen hat ein C/N-Verhältnis von 10-20.
Für eine gelungene Kompostierung sollte ein C/N-Verhältnis von 25 nicht überschritten werden, da die Mikroorganismen ansonsten ihre Umwandlung (Mineralisierung) einstellen. Dies wird deutlich, wenn sich etwa zu viel Baumlaub auf dem Kompost befindet. Laub hat ein C/N-Verhältnis von 30-50 und kompostiert eher beschwerlich. Kleingehäckselt und mit Urin begossen, wird wieder ein gutes C/N-Verhältnis erreicht und das Laub wunderbar umgewandelt. Es lohnt sich daher, die Gartenabfälle sorgsam zu mischen und auf die Zusammensetzung zu achten.
Hier empfehlen Fachberater eine sinnvolle Mischung dreier Gegenpaare:
– grünes / braunes Material (Rasenschnitt, Beikräuter, Häcksel)
– feuchtes / trockenes Material
– grobes / feines Material
Diese Dreierregel stellt eine gute Kompostmischung unter Berücksichtigung des C/N-Verhältnisses sicher.
C/N-Verhältnis-Beispiele (Anteile Kohlenstoff auf ein Teil Stickstoff):
Urin: 0,8
Hühnermist: 8
Rasenschnitt: 0-20
Kot landwirtschaftlicher Nutztiere: 10-15
Küchenabfälle: 20-25
Strohreicher Mist: 25-30
altes Heu: 30-40
Baumlaub: 30-50
alter Grasmulch: 55
Papier: 200
Sägemehl/Späne: 250-500
Ein cleveres EM-Kompostsystem
1. Der erste Behälter dient der Lagerung von Grünabfällen, Laub und Stallstreu. Hier lässt sich idealerweise Urin ausbringen, um das C/N-Verhältnis zu optimieren. Wir lagern hier ausschließlich die Streu aus dem Hühnerstall und mischen diese mit dem EM-Urin.
2. In dem zweiten Behälter wird der Inhalt des Fäzes-Eimers kompostiert. Der fermentierte Fäzes wird geleert und mit Material aus dem ersten Kompostbehälter reichlich abgedeckt. So kann er weiter ohne Luftzufuhr fermentieren und schließlich vererden. Dieser Kompostbehälter wird gefüllt bis er voll ist und sollte anschließend mindestens ein Jahr lang ruhen.
3. Während der zweite Behälter ruht, wird der dritte Behälter zur Kompostierung genutzt. So befindet sich immer ein Kompostbehälter im Ruhezustand, ein aktiver Kompost vererdet und ein weiterer wird zum Ansammeln des grünen Materials oder des Laubes genutzt, das später zum Abdecken der vollen Eimer benötigt wird.
Daher kann auch mal ein Kanister Urin eine Woche länger stehen – zum Beispiel, wenn bei einer Grillparty mehr Urin anfällt. Es besteht immer die Möglichkeit, Strohhäcksel oder Heu in den ersten Kompostbehälter zu füllen, sodass dort ein ganzer Kanister mit Urin pur entleert werden kann und das Material den gesamten Urin aufnimmt. Denn, wer keine Trockentrenntoilette, sondern ein Kompostklo besitzt, kennt dieses Problem: Der Eimer füllt sich zu schnell, weil auf einen Liter Urin ein bis zwei Liter Klostreu benötigt werden.
Mit diesem Kompostsystem steht einer kleinen Feierlichkeit auf der Parzelle also nichts mehr im Wege. In Zeiten, in denen viel Häcksel anfällt, lohnt es sich sogar, einen vollen Urin-Kanister vorrätig zu haben, um den Astschnitt (braunes Material) im ersten Kompostbehälter damit zu begießen.
Vom Toiletteninhalt zur wertvollen Terra-Preta-Erde für das Gemüsebeet
Nach mindestens einem Jahr ist der Kompostierungsprozess abgeschlossen und die kostbare Erde bereit zur Verwendung. Es ist eine nährstoffreiche Terra Preta entstanden, mit der Beete aufgewertet werden können. Jahr für Jahr lässt sich so der Terra-Preta-Anteil erhöhen und der wichtige Ton-Humus-Komplex im Boden aufbauen. Für meinen Mann und mich war es ein großes Glücksgefühl, eine derart gute Erde mit einer hohen Speicherkapazität für Nährstoffe und Mikroben, selbst herzustellen und damit den Kreislauf zu schließen.
„Saubere“ Erde – kann die entstandene Erde sicher im Gemüsebeet verwendet werden?
Exkremente müssen länger kompostieren als Gartenabfälle. Zwei Vorgehensweisen sollen sicherstellen, dass weder Salmonellen, Clostridien, Medikamentenrückstände oder Hormone in den Gartenkreislauf geraten: Zum einen sorgt die längere Kompostierungszeit von mindestens einem Jahr für Absicherung. Zum anderen stellt die Nutzung von EM das „saubere“ Milieu sicher. EM lenkt die mikrobiologischen Prozesse fermentativ und unterdrückt zudem pathogene Keime und Viren. Ich möchte herausfinden, wie lange die Toiletteninhalte kompostieren müssen, um möglichst hohe Nährwerte und gleichzeitig eine sichere Vermeidung von Salmonellen zu gewährleisten.
Die untersuchte Erde wurde zweieinhalb Jahre lang kompostiert. Das lässt vermuten, dass die meisten Nährstoffe bereits vererdet und ausgewaschen sind. Ein regulärer Kompost hat die beste Düngewirkung nach circa sechs Monaten. Weitere Bodenanalysen sollen zeigen, ob der Kompost mit den Fäkalien bereits nach sechs Monaten sicher verwendet werden kann. Ob er dann die Nährstoffwerte eines Frischekompostes erzielt und nach einer so kurzen Kompostierungszeit dank EM salmonellenfrei bleibt. Das wird die nächste Untersuchung zeigen.
Auswertung der Bodenanalyse
Gefürchtete Salmonellen und Listeria monocytogenes (ein pathogenes, stäbchenförmiges Bakterium, welches eine Bandbreite an Krankheiten bei Menschen hervorrufen kann), konnten nicht nachgewiesen werden. Der pH-Wert der Probe war mit 6,4 für eine Blumenerde im Mittel. Ein erhöhter Salzgehalt (KCl) aufgrund der Verwendung von Urin, wurde nicht bestätigt. Bei den Nährstoffwerten von Stickstoff, Phosphat und Kalium zeigten die Proben deutlich, dass die lange Kompostierungszeit bereits zu einer Vererdung geführt hatte.
Außerdem wies ein geringer Stickstoffwert darauf hin, dass zu wenig Grünabfälle und zu viele Braunabfälle verwendet wurden. Der Kompost müsste mit einer extra Stickstoffgabe aufgewertet werden, beispielsweise durch frisches Bokashi, verdünnten Urin oder Bokashi-Saft. Alle Nährstoffwerte lagen gerade mal bei einem Bruchteil des Wertes eines Frischekompostes, so dass das Ergebnis vielmehr einer Komposterde entspricht.
Dennoch, die Komposterde kann sicher verwendet werden, allerdings wurde lediglich eine geringe Düngewirkung erzielt. Dies ist die erste Erde, auf der mein Mann und ich überhaupt etwas anbauen können, und so ist dieses Ergebnis ein großer Erfolg. Ein Gemüseanbau auf dem eigenen sauren Waldboden wäre sonst nicht denkbar gewesen. Auf den Terra-Preta-Hochbeeten ist dies nun dank der eigenen Komposterde möglich.
Fazit
Ein eigenes Trockentrenntoilettensystem schult nicht nur den eigenen Umgang mit Ausscheidungen, spart viel kostbares Trinkwasser, sondern bescherte auch eine enorm gute Gemüseernte auf engstem Raum – Danke Mikroorganismen!
Weitere Artikel über die Behandlung von Exkrementen mit EM:
EMJournal 44/Mai 2013: Die Hamburger Bahnhofstoilette als ökologischer Leuchtturm
EMJournal 51/Feb. 2015: Temple of the holy shit
EMJournal 62/Nov. 2017: Komposttoiletten in der Schweiz
Herstellung des EM-Klostreus
Zutaten:
– 40 Liter feine Pflanzenkohle (keine Grillkohle!)
– 10 Liter Basaltgesteinsmehl (oder ein anderes Gesteinsmehl)
– 5 Liter EM
– Strohhäcksel oder Sägemehl
Herstellung:
Pflanzenkohle mit Gesteinsmehl mischen und mit EM begießen, gut durchmischen und im Plastiksack/Tonne möglichst luftdicht lagern. Im Streueimer für das Toilettenhäuschen wird fertige EM-Pflanzenkohle jeweils zur Hälfte frisch mit Strohhäckseln oder Sägemehl gemischt. Die frische Zugabe verhindert, dass das Stroh durch die Feuchtigkeit muffig wird.