Schnecken in EM

Schon in steinzeitlichen Abfallhaufen finden sich Schneckenhäuser; also gehört dieses eiweißhaltige Fleisch schon seit tausenden von Jahren zur menschlichen Ernährung. Durch die chemisch orientierte Landwirtschaft ist aber inzwischen der Bestand der Weinbergschnecken in Europa so stark zurückgegangen, dass diese in Deutschland sogar unter Artenschutz stehen. Deshalb ist die Zucht dieser Tiere heute wieder interessant geworden.

Virgilijus Baltbarzdis strahlt, als er die Gruppe von „EM-Touristen“ vor seiner Schneckenfarm empfängt. Fröhlich lenkt er uns zu einem größeren Schuppen, denn draußen ist noch nicht viel zu entdecken: Mitte März ist es noch ziemlich kalt in Litauen. Keine Nacht ohne Minustemperaturen. Wir folgen seiner Einladung, hinein zu kommen. Sofort befinden wir uns in einer anderen Welt: Es ist mollig warm und feucht, die Luft ist schwer, aber nicht unangenehm. Und wenige Zentimeter vor unseren Augen liegt eine unerwartete, unbekannte Welt.

Neuanfang auf unbekanntem Terrain

Virgis, wie er seinen Namen für uns Ausländer vereinfacht, hat im Frühjahr 2008 mit der Zucht von Schnecken begonnen. Aber nicht mit den bei uns heimischen Weinbergschnecken, wie man erwarten würde, sondern mit der verwandten großen gefleckten Weinbergschnecke (Helix aspersa Maxima) mit dem markant hell-dunkelbraun gestreiften Haus. Sie stammt ursprünglich aus Nordafrika und ist inzwischen überall, wo es warm genug ist, heimisch. Im Gegensatz zu unserer Weinbergschnecke ist diese aber schon nach einem statt drei Jahren geschlechtsreif. Daher ist die Zucht sehr viel lohnender. Allerdings stellt die Aspersa Maxima in Bezug auf Haltung und Aufzucht hohe Ansprüche an den Züchter. Es ist absolut notwendig, sich täglich um die Tiere zu kümmern, vor allem im Winter. Im Sommer dürfen sie nämlich nach Herzenslust in einen üppigen Garten kriechen und sich an eigens für sie angebauten Erbsen, Soja, Raps und Salat laben. Im Gegenzug für freundliche Behandlung paaren sie sich unerlässlich und legen in einer Saison mehrmals 120 bis 180 Eier (in ihrer afrikanischen Heimat bis zu viermal pro Jahr.) Eine Besonderheit der Schnecken ist ja bekanntlich, dass sie Zwitter sind, also sowohl Männchen als auch Weibchen. Anders als beim Menschen ist die Paarung nicht nur ein doppeltes, sondern auch ein oft stundenlanges Vergnügen.

EM als Lösung großer Probleme

Wenn es draußen kalt wird, suchen sich Schnecken in der Natur ein ruhiges, geschütztes Plätzchen – oft graben sie sich einige Zentimeter tief im Boden ein, ziehen sich in ihr sicheres Haus zurück und verschließen den Boden mit einer festen Membran. So können sie leichte Minustemperaturen aushalten und auf den Frühling warten. Die für wärmeres Klima geborene Aspersa Maxima wird in Litauen aber rechtzeitig in ihr warmes Winterquartier gebracht. Dort werden momentan ca. 20.000 erwachsene Schnecken gehalten und zusätzlich etwa 600.000 Schneckenbabies. Können sie sich im Sommer mit frischem Grün vollfressen, gibt es im Winter Trockenfutter, ein grobes Mehl aus Soja, Weizen und Zuckermais – alles bio.

Diese Haltung ist aber nicht unproblematisch, wie immer, wenn Monokultur betrieben wird. Denn wie kann man einen solchen Stall von Exkrementen, die ja ununterbrochen erzeugt werden, reinigen? Die Gefahr, dass sich Fäulnis bildet und Krankheiten entstehen, ist groß und kann eine ganze Population bedrohen. Schon während seiner etwa zweijährigen Vorbereitung auf die Schneckenzucht hat Virgis von EM erfahren und schnell verstanden, dass er nur durch das Sprühen von EM seine Zucht stabil gesund halten kann. Zwei bis dreimal pro Woche wird sorgfältig alles im Stall mit EM gesprüht. Gegenwärtig genügt 1 Liter auf 10 Liter Wasser aus. Er hat gemerkt, dass seine Schnecken kräftiger und robuster sind als andere und auch regelmäßig mehr Eier legen. Und er weiß auch, dass die frisch geschlüpften, winzigen Schnecken besonders gesund und agil sind. Er nutzt EM deshalb nicht nur im Stall, sondern auch im Freigelände. Alle zwei Wochen gießt er 20 Liter EMa in einer entsprechenden Menge Wasser gelöst über das Gelände. Man kann also mit Fug und Recht von EM-Schnecken sprechen.

Der Plan

In der Freilandzeit werden keine Schneckeneier gesammelt, lediglich in der Zeit zwischen Februar und April nehmen Virgis und seine Mitarbeiterin die Eier, die die Schnecken in kleine Blumentöpfe mit Erde legen und sorgen für eine möglichst verlustfreie Aufzucht. Durch den neu gebauten Anbau kann Virgis seine erfolgreiche Zucht im Herbst auf über eine Millionen erwachsene Schnecken erweitern. Um aber ein Auskommen für sich und seine Familie nur von der Schneckenzucht zu haben, braucht er fünf Millionen. Daran arbeitet er mit unerschütterlichem Optimismus. Inzwischen gilt Virgis als erfahrener Fachmann für die Schneckenzucht. Er ist in ganz Europa unterwegs, um Interessenten zu beraten und für seine Sache zu werben. Trifft er auf Leute, die offen und enthusiastisch sind, spricht er nicht nur über sein Lieblingsthema, die Schnecken, sondern trägt auch die großartige Idee der EM-Technologie weiter.

Das Winterquartier für die Schneckenzucht mit dem neuen Anbau; links das eingezäunte Feld, in dem die Schnecken den Sommer verbringen.

Pit Mau

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