In der Wendezeit 1989/90 rief der Berliner Künstler Ben Wagin gegenüber dem Reichstag am Schiffbauerdamm das »Parlament der Bäume« gegen Krieg und Gewalt ins Leben, als sich für das Niemandsland des Grenzstreifens noch keiner verantwortlich fühlte. Dort steht der einzige noch existierende Mauerrest im Regierungsviertel. Das Gelände bestand ursprünglich aus mehreren Teilen: 16 Bäume wurden von den Ministerpräsidenten gepflanzt, die 16 Bundesländer symbolisieren sollen, das Denkmal »Europa Erde Werde« musste später dem Neubau des Bundespressehauses weichen, und von einem Ensemble von ursprünglich 400 Bäumen sind nur noch 100 erhalten. Das »Parlament der Bäume« gedenkt der Toten an der Berliner Mauer u.a. mit einer Tafel, die die 298 Mauertoten nennt. Es erinnert an die Geschichte dieses Ortes, wendet sich gegen Gewalt und Trennung, weist aber besonders mit den Pflanzungen der Bäume in eine versöhnliche, friedliche, gesunde Zukunft, in der dieses »Parlament« eine eigene Sprache spricht: »In Schatten spendenden Zweigen vom Wind bewegte Blätter.«
Das »Parlament der Bäume«
Markus Kutter