Pfälzer Weingut beginnt mit EM
Direkt am Fuß des Hambacher Schlosses in der Pfalz liegt das Weingut der Familie Schäffer, wo seit nunmehr fünf Generationen Pfälzer Qualitätswein auf sandigen bis lehmigen Böden angebaut wird. Vater Andreas und Sohn Johannes bewirtschaften hier einen Betrieb mit ca. 12 Hektar Rebfläche, was 55.000 Rebstöcken entspricht. Man kann das Klima in der Pfalz schon beinahe als ideal für den Weinbau bezeichnen, bisher zumindest. Aber die Tendenz zu trockeneren Sommern, selteneren, aber heftiger werdenden Regenfällen und Unwettern sind wohl nur Vorboten eines sich auch hier verändernden Klimas. Es gilt, die Regenfälle, die die Natur bietet, sehr effizient an Ort und Stelle festzuhalten und den Reben einen lebendigen und gut versorgten Boden zu bereiten.
Erste zaghafte Berührung mit EM gab es im Jahr 2015; ein wenig EMa wurde im Herbst versuchsweise auf einzelne Blätter gesprüht und die Wirkung beobachtet. Zum großen Erstaunen waren die Unterschiede zu unbehandelten Blättern frappierend: (Bild) die Blätter blieben länger grün und fielen später ab. Einige Versuche mit bokashiertem Traubentrester zeigten ebenfalls den Weg in eine Richtung, die möglicherweise eine Abkehr von zugekauften minderwertigen Komposten hin zu einem Kreislauf der betrieblichen Abfallwertstoffe mit EM führen könnte.
Ein weiterer Aspekt kam durch den Kontakt zum Schweizer Ithaka-Institut und Hans-Peter Schmidt ins Spiel, nämlich der Einsatz von selbst hergestellter Pflanzenkohle über einen eigenen Kon-Tiki. Auch der Ausgangsstoff für die Kohle stammt aus dem betrieblichen Stoffkreislauf. Es fallen Jahr für Jahr genügend alte Rebstöcke zur Pyrolyse an.
Bokashi aus Trester
2017 folgte dann ein erster Versuch, den gesamten Traubentrester zu EM-Bokashi plus Kohle zumachen. Nach jedem Pressvorgang wurden direkt 60 Liter Kohle und 3 Liter EM auf die Presse gegeben und nochmals 10 Minuten lang gemischt. Das Ergebnis wurde dann in große Plastiksäcke gefüllt, verdichtet und luftdicht verschlossen im Flaschenlager über den Winter eingelagert. Das Ergebnis waren herrlich duftende 600 Liter Bokashi-Einheiten, die zunächst im Unterstockbereich oder in die Wurzelzone eingebracht wurden.
Um nun die Ergebnisse fundiert messbar und vergleichbar zu machen, wurde in Zusammenarbeit mit der Hochschule Geisenheim (Prof. Claudia Kammann) und dem Ithaka-Institut ein randomisierter Versuch mit unterschiedlichen Düngerformen vorgenommen. Verglichen wurden konventioneller NPK-Dünger, güllegelöschte Kohle, Tresterbokashi, Triaterra-Streu und Tresterbokashi ohne Kohle. Leider war das Jahr 2018 insgesamt für den Pfälzer Wein ein Ausnahme- und Rekordjahr in Menge und Qualität, sodass die Ergebnisse zwar tendenziell für den Tresterbokashi mit Kohle als Sieger sprachen, letztlich aber nicht so signifikant unterschiedlich waren, dass es für eine wissenschaftlich fundierte Aussage gereicht hätte.
Dem soll nun in einem neuerlichen Versuch in Zusammenarbeit mit dem Weincampus Neustadt abgeholfen werden. Im Rahmen einer Bachelorarbeit werden derzeit wiederum verschiedene Düngerarten, natürlich wieder mit einem Bokashi aus Traubentrester nach wissenschaftlichen Maßstäben beprobt. über die Ergebnisse werden wir berichten.
Die Herausforderung für die Zukunft wird sein, für das Bokashieren der Traubentrester einen aufwandsmäßig vertretbaren Arbeitsprozess (Erdmiete, Großcontainer etc.) zu entwickeln, der einen kleinen Betrieb in die Lage versetzt, dieses Thema ohne die Anschaffung großer Maschinen zu bewerkstelligen. Das hat sich der Junior des Betriebs, Johannes Schäffer, nach Abschluss seiner Winzerlehre auf seine Fahnen geschrieben. Am Interesse für die EM-Technologie mangelt es hier sicher nicht. Interessante Anekdote am Rande. Seit vergangenem Herbst wird im Weingut Schäffer der ARD-Mehrteiler „Weingut Wader“ gedreht. über den Kontakt zum Weingut und das Interesse der Autoren an Kon-Tiki und EM haben diese Themen nunmehr auch Eingang in die Story gefunden. Das dürfte dem Interesse an EM einen ordentlichen Schub geben.