Jeder kennt seine farbenfrohen Bilder und Poster, zumindest als Postkarten, manche haben seine überraschenden Gebäude gesehen wie den Bahnhof in Uelzen oder die grüne Zitadelle in Magdeburg. Aber nur wenige wissen, dass der österreichische Künstler Friedensreich Hundertwasser ein scharfzüngiger Kritiker des Trinkwasser vergeudenden Entsorgungssystems unserer Städte und glühender Vertreter alternativer Entsorgungssysteme war.
Zwei Varianten der Humustoilette, einmal als Bausatz vor und zusammengebaut unter ihrem Erfinder:
Schon Mitte der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts entwickelte er selbst eine Humustoilette und wenig später die dazu gehörigen Pflanzen-Kläranlagen, sowohl für den Garten als auch für den Innenbereich der Wohnung. Hundertwasser war so überzeugt, dass er in einem Brief an Alex Wade 1982/83 schrieb: „Ich würde nie mit jemandem arbeiten, der die herkömmliche „Zieh-“ und „Spül-“ Mentalität hat.“ Da wundert es nicht, dass er in seinen Wohnungen in Wien und Neuseeland nur solche Toiletten verwendete. Zunächst las er alles Verfügbare zu dem Thema und kaufte sich eine Trockentoilette in Schweden. Schnell erkannte er die Schwachstellen der damals vor allem in Skandinavien produzierten Typen und versuchte Lösungen zu finden. Zum einen fand er sie zu teuer, also baute er sich selbst einen Prototyp und stellte nach der eigenen Erprobung eine Anleitung für einen Bausatz her, den jedermann nachbauen konnte. Er lehnte elektrisch betriebene Abluftsysteme nicht nur wegen des ständigen Geräuschs ab, sondern wegen des Energieverbrauchs: „Warum bemüht man sich, Energie zu sparen und zu speichern, wenn sie durch eine Humustoilette wieder verloren geht!“ Er fand heraus, es geht auch ganz ohne Entlüftung und ohne Geruchsentwicklung, wenn die Exkremente sorgfältig mit „Humuserde“ abgedeckt wurden.
Scheisse wird zu Erde, die man aufs Dach legt, wird zu Wiese, Wald und Gärten.
Scheisse wird zu Gold. Es befriedigt sehr, so immer reicher zu werden. Der Kreislauf ist geschlossen.
Es gibt keinen Abfall mehr. Die Umwelt gesundet.
Liest man Hundertwassers Schriften zu diesem Thema, dann kann man nur wehmütig darüber spekulieren, wie begeistert er von EM und vor allem von EM-Bokashi gewesen wäre, ein ausgezeichneter und preisgünstiger Ersatz für die Humuserde (aus dem Wald), die für eine große Menge von Menschen gar nicht zur Verfügung stände. Mit der neuen Terra Preta Technologie gibt es nun aber die perfekte Methode, aus Scheiße in relativ kurzer Zeit wertvollen Dauerhumus zu schaffen. Hundertwasser, der im Bezug auf die häusliche Pflanzenkläranlage „ein liebevolles Verständnis für die Bedürfnisse der Pflanzen und Mikroben, egal ob sie aerobisch oder anaerobisch sind“, einforderte, wäre ganz bestimmt begeistert gewesen und hätte unserer Bewegung vielleicht eine phantasievolle, farbenprächtige Ergänzung geschenkt. Diese Aufgabe hat er uns nun hinterlassen.
Im Januar 1975 verfasste Hundertwasser, der 2000 starb, sein Manifest für die Humustoilette und 1978 seine berühmte „Heilige Scheiße“, die programmatische Schrift „Scheißkultur – die heilige Scheiße“, die mit den Worten schließt:
„Der Humusgeruch ist der Geruch Gottes, der Geruch der Wiederauferstehung, der Geruch der Unsterblichkeit.“
„Die menschliche Gesellschaft muss wieder eine abfalllose Gesellschaft werden. Denn nur der, der seinen eigenen Abfall ehrt und wiederverwertet in einer abfalllosen Gesellschaft, wandelt Tod in Leben um und hat das Recht, auf dieser Erde fortzubestehen. Dadurch, dass er den Kreislauf respektiert und die Wiedergeburt des Lebens geschehen läßt.“ Punkt 7 aus „Friedensvertrag mit der Natur“ (1983)
3 Kommentare