Kompostieranlage mit EM-Technologie

Seit vielen Jahren kompostiert Caiscio Compost Qualitätskompost, der aus hochwertigen pflanzlichen Abfällen besteht und mit EM angereichert ist.

Sergio Benicchios Herz schlägt für seine EM-Kompostieranlage. Mitglieder des EM-Vereins Schweiz konnten sich bei einer Besichtigung persönlich davon überzeugen: Martina Schwegler (zuständig für Veranstaltungen), Susanna Suter (Kassierin) und Petra Candrian (Sekretärin).

Herzlich wird die Gruppe von Sergio  Benicchio, dem Direktor der Kompostieranlage, und seinem Agraringenieur, Carlo Riva, empfangen. Benicchio berichtet, dass er neben dieser Kompostieranlage einen weiteren Betrieb ComposTI leitet, der Substrate für verschiedene Pflanzkulturen, Mischkompost aus Grünabfall, Universalerde mit und ohne Torf sowie Holzschnitzel vertreibt. All diese Produkte werden hier im Lager automatisch vorbereitet. Auf allen  Säcken ist zu lesen „mit EM angereichert”.

Sergio Benicchio ist überzeugt von der EM-Technologie. Er zeigt seine Fermentier- und Abkühlanlagen. Für die Produktion von EMa stehen zwei Inkubatoren zur Verfügung sowie ein 500 Liter fassendes Kühlgefäß. Der Start der Fermentation richtet sich nach dem EMa-Ansatzkalender.

Ein Inkubator (Brutschrank) schafft kontrolliertere Bedingungen als ein Fermenter für die mikrobielle Kultur aus dem Ausgangsprodukt EM-1®, Zuckerrohrmelasse und Wasser.

 

Im Jahr 2010 startete Benicchio einen Versuch: Er schichtete zwei Mieten von je etwa einhundert Metern Länge mit Schnittgut auf, das entlang der Autobahn gemäht worden war. Eine der beiden Mieten besprühte er mit EM, die andere blieb unbehandelt. Von Oktober bis Mai kontrollierte er regelmäßig die Temperatur. In der Miete mit EM blieb sie konstant um 60 Grad Celsius, auch wenn die Umgebungsbedingungen während der Wintermonate sehr niedrig waren (siehe Grafik). Diese kontinuierliche Temperatur ist wichtig für die Entstehung eines hochwertigen Komposts, der keimfrei ist und zu keinem Zeitpunkt unerwünschte Gerüche verursacht.

Die Sprühanlage für die EM-Lösung ähnelt einer Beschneiungsanlage

Auf dem gereiften Komposthaufen bilden sich weiße Pilze, die ersten, die bei vierzig Grad Celsius den Kompost bevölkern. Es sind Schorf-Tintlinge (Coprinus comatus, auch Spargelpilz genannt), verwandt mit Champignons. Deren Kolonisation auf dem Kompost verhindert, dass andere pathogene Pilze eindringen können.

Die Temperatur in der Miete – mit EM (orange) und ohne EM (blau) sowie die Temperatur der Umgebung (grau). Durch EM werden aeroben Bakterien in dem Kompost während der Startphase angeregt. Sie sorgen mithilfe des Sauerstoffs für hohe Temperaturen.
Quelle: Sergio Benicchio, Caìscio Compost

Anschließend präsentiert Benicchio die unterschiedlichen Produkte, die er in der Schweiz vertreibt. Der Kompost wird in drei verschiedenen Größen gesiebt:

–          10 mm Maschengröße für die Herstellung von Substraten

–          20 mm Maschengröße für den Galabau

–          40 mm Maschengröße für die organische Düngung von Feldern

Er zeigt eine Handvoll seiner Spezialerde für die Begrünung von Dachgärten, die mit eigener Rezeptur für ganz Europa zugelassen ist. Sie besteht aus Bimsstein (Italien), Blähton und Kompost in zehn Millimetern Maschengröße.

Auf dem Gelände befinden sich große Sandhaufen, die für die Herstellung von Rasenerde benötigt werden. Der Sand wird aus Italien importiert, aus der Grenznähe zur Schweiz. Entscheidend ist, dass der zugefügte Sand keine Lehmanteile enthält. Interessant ist die Vorgehensweise von Benicchio zur Kontrolle der Qualität des Sandes: Der Sand wird in ein Glas mit Wasser geschüttet. Sinkt er sofort ab, während das Wasser im oberen Teil klar bleibt, besteht der Sand aus Silizium hoher Qualität ohne Lehmanteile.

Zusätzlich wird ein Produkt aus der Pyrovergasung von Holz verwendet, das von einem Forstbetrieb in Varese (Italien) stammt. Es ist mineralisierter Kohlenstoff mit der besonderen Fähigkeit, aufgrund der hohen Porosität, Nährstoffe langsam aufzunehmen und wieder abzugeben.

Das Unternehmen ComposTi stellt eine  Substratlinie mit Torf her, der aus der Regenerierung von stillgelegten Mooren stammt. Benicchio erklärt, dass es wichtig sei, bei Mooren nur die oberen 60 bis 70 Zentimeter abzutragen, um das Moor lebendig zu halten. Der Jungtorf ist ein erneuerbares Produkt und wächst in 30 bis 40 Jahren nach, das ist wichtig für die Umwelt und die Sanierung von Torfmooren. Durch die Fotosynthese, die vollständig unter Wasser geschieht, gelangt reiner Sauerstoff in die Umwelt, während CO2 von der Biomasse unter Wasser eingelagert wird. Eine zweite Produktlinie enthält statt des Torfes extrudiertes Neuholz, das in einem mechanisch-thermischen Prozess behandelt wurde.

Abschließend berichtet Benicchio, dass er keine Rindenschnitzel von Nadelgehölzen für Mulchschichten vertreibt, da diese für das Wachstum von Pilzen ungünstig sind. Er verkauft ausschließlich frische Holzschnitzel, die einen idealen Lebensraum für das Wachstum von Mykorrhizen bieten.

Damit bildet sich ein strukturierter und funktionierender Komplex aus Pilzmyzel, der in Symbiose mit Wurzeln oder Rhizomen verschiedener Baum- und Krautpflanzen lebt. Die Wurzeln erhalten von den Pilzen Wasser mit darin gelösten Bodensalzen und geben den Pilzen gleichzeitig erarbeitete Kohlenhydrate ab. Dieser Prozess nimmt mehrere Monate in Anspruch.

Aus Grünabfällen wird Kompost

Das Grundmaterial für die Kompostieranlage stammt hauptsächlich von den Tessiner Gärtnern. Es wird stets umgehend gehäckselt. Die Häckselmaschine sprüht während ihrer Arbeit eine Lösung mit zwei bis vier Prozent EM auf das Material. Nach der Verkleinerung des Grüngutes wird die gesamte Masse zusätzlich mit einer vierprozentigen EM-Lösung besprüht. Vereinzelt enthält der Kompost schädliche Stoffe, deren Menge indes unter den gesetzlichen Vorschriften liegt. Plastikreste werden im letzten Arbeitsprozess ausgesiebt. Was bei diesem Vorgang übrig bleibt, wird als Strukturmaterial verwertet oder in der kantonalen Verbrennungsanlage verbrannt.

Die Kompostmieten sind circa vier Meter hoch, werden wöchentlich auf ihre Temperatur kontrolliert und alle 28 Tage gewendet. Die Komposttemperatur ist so hoch und anhaltend, dass der Boden unter den Mieten bis auf eine Tiefe von sechzig Zentimetern eine Temperatur von 40 Grad Celsius aufweist. Im weiteren Verlauf wird der Kompost mit gesiebtem Unterboden, einer Erde aus dem Horizont B* zwischen 40 bis 50 cm Tiefe, gemischt. So wird das Material mit organischen Substanzen und Kleinstlebewesen angereichert und neu belebt.

*Horizont B ist der Bereich des Bodens, der von einer Tiefe von 30 – ca. 150 cm reicht.

Sergio Benicchio, Direktor der Kompostierungsanlage

Geschichte des Betriebes

Anfang der 1990er-Jahre wurde im Tessin das Verbot erlassen, im Freien Feuer zu machen. Privatpersonen konnten somit die Grünabfälle aus ihren Gärten nicht mehr verbrennen. Um die Grünabfälle zu verwerten, wurde es unerlässlich, daraus Kompost herzustellen. Allerdings fehlten zu der Zeit die Kenntnisse zur Durchführung einer optimalen Kompostierung.

Benicchio sah die Zeit gekommen. In den nächsten fünfzehn Jahren fuhr er von Gemeinde zu Gemeinde, um mit seinen Maschinen Grünabfälle zu häckseln. Erst später wurden regionale Kompostieranlagen gebaut. Die Tessiner Kantonsregierung fragte Benicchio an, eine Kompostieranlage auf dem Gelände einer ehemaligen Deponie zu erstellen, allerdings mit dem Verbot, in die Tiefe zu graben. Bereits nach kurzer Zeit gab es erste Reklamationen aufgrund unerwünschter Gerüche. Vormittags beklagte sich eine Gemeinde unterhalb der Anlage, am Nachmittag eine etwas höher gelegene Gemeinde – je nach Einfluss von Sonne und Wind.

Dank des Hinweises eines Gärtnerkollegen begann Benicchio 2005 seine Arbeit mit EM. Erfahrungen der Landwirtschaft im Umgang mit Jauche und Mist bestätigten, dass EM sehr wirksam bei unerwünschten Gerüchen sein kann. Ungeachtet der erfolgreichen Arbeit Benicchios über diesen langen Zeitraum ist die offizielle kantonale Genehmigung seiner Anlage bisher nicht abgeschlossen – trotz wiederholter Anfragen bei den wechselnden vorstehenden Amtsdirektoren.

Im Jahr 2017 hat die Anlage von Benicchio etwa 18.000 Tonnen Grünabfälle verarbeitet. Durch die Bewirtschaftung der Kompostieranlage finden mehr als dreißig Prozent der Grünabfälle ihren Weg wieder zu den lokalen Gärtnern.

Petra Candrian, Sergio Bernicchio, Riva Carlo (Schweiz)

Ergänzung des EM e.V.

In dieser Anlage wird Kompost hergestellt, kein Bokashi. Dabei handelt es sich um eine Umsetzung des organischen Materials mit Hilfe von Sauerstoff (aerob) bei hoher Temperatur. Bokashi hingegen entsteht durch Fermentation ohne Sauerstoff (anaerob) bei niedriger Temperatur.

In diesem Fall bringen vermutlich die Milchsäurebakterien aus dem EM einen intensiveren Verrottungsprozess in Gang, dessen Temperatur über einen längeren Zeitraum stabil bleibt. So lässt sich erklären, dass eine Sauerstoffzufuhr durch das übliche Wenden der Miete erst nach 28 Tagen erforderlich ist.

Primär sorgt der Einsatz von EM dafür, dass die Bildung unangenehmer Gerüche unterbunden wird. Zu beachten ist, dass sich durch den oxidativen Kompostierungs-prozess aufgrund der hohen Temperaturen im Ausgangsmaterial enthaltene Nährstoffe verflüchtigen und die mikrobielle Zusammensetzung eine andere ist als bei einer EM-Fermentation. Dennoch wird deutlich, dass auch eine heiße Verrottung mit EM viel effektiver initiiert werden kann.

 

 

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