Utamtsi – nur eine Kaffee-Firma?

1999 kam der junge Kameruner Morin Fobissiek Kamga nach Bremen, um dort Wirtschaftswissenschaften zu studieren. Er brauchte nicht lange, um festzustellen, welchen Stellenwert der Kaffee in Deutschland – nicht zuletzt in der Kaffee-Stadt Bremen hat, und was guter Kaffe hier kostet. Da er wusste, was die Bauern in seinem Heimatdorf für ein Kilo Kaffeebohnen von den Händlern bekamen, nämlich lediglich 20-30 Euro-Cent, entwickelte er zusammen mit seinem Kommilitonen Stephan Frost, mit dem er im Wohnheim zusammenlebte, Ideen, wie sie den Bauern in seiner Heimat helfen könnten.

2001 besuchten sie die Kaffeemesse in Hamburg und beschlossen, nach Kamerun zu fahren und neben ihrem Studium einen fairen Kaffeeankauf zu organisieren. Den ersten Schritt dazu machten sie, indem sie den Bauern in Morins Heimat vorschlugen, sich in einer Genossenschaft zu organisieren. Da Morin der Sohn des langjährigen und sehr beliebten Bürgermeisters der Großgemeinde ist, fiel es ihnen leichter, die Bauern zu überzeugen.

Vorher war die Situation so, dass jeder einzelne Kaffeebauer zur Erntezeit mit – oftmals windigen – Ankäufern den Preis aushandeln musste. Entsprechend ungerecht und niedrig waren die Erlöse ihrer Arbeit. In der Genossenschaft sind die Bauern hingegen nun eine Marktmacht. Von daher verwundert es auch nicht, dass mittlerweile mehr als 1300 Bauern in der Region Mitglieder geworden sind. Etwa 400 von ihnen bauen den Kaffee zertifiziert biologisch an (Naturland), so gut wie alle von ihnen werden in der EM-Technologie ausgebildet und nutzen das von der Genossenschaft produzierte EMa sowie ihr mit Hühnermist und Holzkohle angereichertes Bokashi.

Utamtsi fördert darüber hinaus die Strukturen in der Region nach Kräften. Nicht nur mit den Reisen, die sie seit einigen Jahren in die Region durchführen, sondern auch mit Spendenaktionen für die örtlichen Schulen oder den Bau einer Krankenstation (die wegen der leider immer noch massiven Korruption bei unserer Reise noch nicht in Betrieb genommen werden konnte.) Darüber hinaus hat Utamtsi in einer Flussebene Land gekauft, auf dem sie zum Teil mit Gemüse, zum Teil mit den „Cash-Crops“ Kaffee und Kakao alternative Anbaumethoden zeigen möchte, nicht zuletzt mit der EM-Technologie. Kennt man diese Geschichte hinter der Tüte Kaffeebohnen, die man im Laden erwirbt, stellt sich doch die Frage, ob man mit dem Kauf dieses EM-Kaffees nicht viel mehr ausrichten kann, als nur einen leckeren Kaffee zu bekommen.

Pit Mau

Kontakt: https://www.utamtsi-kaffee.com/

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