Eine kurze Geschichte der Abwasserbehandlung
Früher war es einfach: Flüssige Abfälle wurden in den Bordstein, in den Graben oder gleich in einen Bach oder Fluss entsorgt. Das konnte gerade bei Wasserknappheit aber auch zu Krankheiten und Seuchen führen, immerhin handelte es sich damals um organisches Material, das von der Natur aufgenommen werden konnte. Mit der Industrialisierung kamen andere, künstliche Stoffe hinzu, die in massiven Mengen an einem Ort anfielen, und auch die Bevölkerungen konzentrierten sich stark in den Städten; manchmal wurden dort wenigstens die Fäkalien in offenen Wagen abgefahren – ein erster Fortschritt. Erst im 19. Jahrhundert wurde mit dem Bau der öffentlichen Kanalisationen in den großen Städten Europas begonnen: 1842 London, 1856 Hamburg und Berlin. Dies half zwar die hygienischen Bedingungen der großen Städte zu mildern, allerdings wurden so die Flüsse massiv belastet. Deshalb entwickelte man zentrale Orte, wo das gesammelte Abwasser behandelt wurde, bevor es in die Flüsse geleitet wurde: die Kläranlagen. Schon 1882 ging in Frankfurt am Main die erste Kläranlage auf dem europäischen Festland in Betrieb. Die Entwicklung der biologischen Abwasserreinigung und des Belebtschlammverfahrens folgte in den Jahren 1900–1940. Nach diesen Verfahren werden in Deutschland etwa 90% der Abwässer behandelt, der Rest entfällt auf Kleinkläranlagen (bis zu 40 EW) und Pflanzenkläranlagen.
Wie funktioniert die klassische Kläranlage?
Das Abwasser fließt durch erste grobe Filter und sammelt sich in entsprechend großen Becken. Dann wird es belüftet, heutzutage meist durch Düsen im Beckenboden: ein hoher Energieeinsatz. Anschließend fließt das Schlammgemisch in ein Absetzbecken, wo sich die festen Bestandteile absetzen. Sie werden z.T. wieder in das Belebungsbecken gepumpt, der Rest wird in Schlammbehältern gesammelt, später entwässert und (teuer) entsorgt. Für jede Kläranlage ist daher die Verringerung von Überschussschlamm ein wichtiges Thema, denn die Verwertung des Schlammes stellt einen großen Kostenfaktor dar. Vor allem, weil er große Mengen an unterschiedlichsten Schadstoffen enthält, die entsprechend kontrolliert werden müssen. Heutzutage gibt es folgende Möglichkeiten zur Klärschlammverwertung: Verbrennung, in der Landwirtschaft, zur Rekultivierung und im Landschaftsbau. Die frühere Deponierung von Klärschlamm ist seit 2005 verboten, auf Deponien dürfen nur noch Reststoffe mit einem Kohlenstoffgehalt < 5 % entsorgt werden.
Effektive Mikroorganismen für die Abwasserbehandlung
Daher wundert es nicht, dass die ersten Kläranlagen im deutschsprachigen Raum, die EM eingesetzt haben, gerade an diesem Punkt ansetzen. In seinem grundlegenden Buch Eine Revolution zur Rettung der Erde (1993, dt: edition EM, 2009) beschreibt Prof. Higa ausführlich die allein auf der EM-Techologie beruhende 3-Kammer Kläranlage einer öffentlichen Bibliothek auf Okinawa. Sie funktioniert auch heute noch einwandfrei, es entsteht kein überschüssiger Schlamm. An anderer Stelle beschreibt er, wie Abwassersysteme mit EM für bestehende Kläranlagen funktionieren können. Das Wichtigste sei die möglichst frühe Einschleusung der Mikroben ins System, nämlich möglichst an der Quelle der Verschmutzung, d.h. im privaten Haushalt. Je größer die Population, die an eine Anlage angeschlossen ist, desto schwieriger ist dieser Plan. Dass aber schon die alleinige Zugabe von EM in das Sammelbecken für den Schlamm durchaus profitabel und nützlich ist, zeigt das erste Beispiel von dreien in Bayern, die von Manfred Epp, EM-Technologiezentrum Süd, betreut werden.
Kommunale Kläranlage Petershausen
Schon vor knapp 10 Jahren entschied sich der Betriebsleiter der Kläranlage in Petershausen bei Ingolstadt, die für etwa 6500 Einwohner konzipiert ist, EM versuchsweise einzusetzen. Eine Studentin der Fachhochschule München begleitete den Einsatz und schrieb ihre Bachelorarbeit darüber, die 2011 fertig wurde. Darin fasste sie zusammen, „dass es keine [mit EM] vergleichbaren Zusatzstoffe gibt, mit denen die Klärschlammmengen so deutlich verringert werden können.“ Sie kam zu dem Ergebnis, dass in den Jahren 2006-2010 durchschnittlich bis zu 70% des Schlamms abgebaut wurde und dadurch ca. 23.000 Euro jährlich eingespart wurden. Der Einsatz von EM erfolgt bis heute nur einmal im Jahr, wenn einer der beiden Schlammspeicher mit ca. 1.000 m3 gefüllt ist. Dann werden 1.000 l EMa hinein gegeben und in den Schlamm gerührt. Nach etwa 8 Wochen wird der reduzierte Schlamm getrocknet und entsorgt. Für dieses Verfahren brauchen keinerlei Veränderungen in den Betriebsabläufen oder
der technischen Ausstattung zu erfolgen.
Modellgemeinde Tännesberg
Die Oberpfälzer Marktgemeinde Tännesberg hat sich 2010 mit dem Naturpark Nördlicher Oberpfälzer Wald, dem Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V., dem BUND Naturschutz in Bayern e.V. und der Wildland-Stiftung Bayern zu einer Trägergemeinschaft zusammengeschlossen, deren Engagement für die biologische Vielfalt vom Bayerischen Naturschutzfonds gefördert wird. Sie ist die erste Bayerische Modellgemeinde Biodiversität. Im Rahmen dieser Strategie wurde 2011 auch eine neue Kläranlage in Betrieb genommen. In dieser für 1.600 Einwohner ausgelegten Kläranlage wird EM seit fast 10 Jahren ebenfalls ausschließlich für die Schlammreduzierung genutzt. Der Betriebsleiter Helmut Braun, der das EMa selbst herstellt, gibt alle 10-14 Tage 60 Liter EMa in das Schlammlager. Er berichtet, dass der Schlamm deutlich homogener ist und dadurch durchschnittlich um mehr als 30% reduziert wird. Zur Gemeinde gehört auch das Dorf Kleinschwand mit ca. 200 Einwohnern, das wegen seiner Lage eine eigene kleine Kläranlage betreibt. Auch dort wird etwa die gleiche Menge EMa regelmäßig zudosiert (60 l alle 14 Tage). In der romantisch am Waldrand gelegenen Anlage kann man beobachten, wie die Mikroorganismen in dem Becken unentwegt Schlamm-Fladen an die Oberfläche treiben und sie dort unter Blasenbildung auflösen. Das so geklärte Wasser wird in einen Schönungsteich geleitet, bevor es in den Bach fließt. Musste vor der Einführung von EM noch jedes Jahr überschüssiger Schlamm abgepumpt werden, so ist das mit EM nur noch alle zwei Jahr notwendig.
Wagneritz im Oberallgäu
In dem 350-Seelen Dorf Wagneritz, Gemeinde Rettenberg im Oberallgäu, gab es bis zur Jahrtausendwende nur einzelne, private Dreikammer-Klärgruben. Nach mehrjährigen Planungen und eingehenden Recherchen entschied man sich, eine Pflanzenkläranlage für das Dorf zu bauen. 2001 war die feierliche Eröffnung, der Bericht in der Lokalzeitung war überschrieben: „Wie ein schöner Park mit Blumen“.
Leider änderte sich das bald: Die Pflanzenbeete konnten die Abfälle nicht verarbeiten, so dass sich unansehnliche Ablagerungen in den Teichen sammelten und ein unangenehmer Fäkalgeruch über dem Gelände stand. Schlimmer noch: die Werte des geklärten Wassers waren schlecht. Zum Glück fand die Gemeinde damals den Kontakt zu Manfred Epp, der schon dementsprechende Erfahrungen hatte und sie vom Einsatz mit EM überzeugte. Zwar dauerte es etwa ein Jahr bis die Mikroorganismen alles wieder in Richtung Regeneration statt Fäulnis gelenkt hatten und alle Werte in Ordnung waren, aber das hält bis heute an.
EMa für das Abwasser, Pflanzen und mehr
An 5 strategischen Stellen im Dorf, wo die Abwasserkanäle beginnen, werden täglich 7 l EMa in das System gegeben. Dazu muss es nur in irgendeinen Abfluss des entsprechenden Anschlusses gegossen werden. Danach finden die Mikroben ihren Weg bergab durch die Kanalisation bis zum talabwärts gelegenen Klärwerk, wo das Abwasser in einer 60 m3 Kammer EMa zudosiert. Und im Frühjahr gibt Karl übele zusätzliches EMa in das erste Klärbeet, um den Pflanzen einen Anschub für ihr Wachstum zu geben. Anschließend fließt es durch drei Pflanzenklärteiche, einer mit 40 m3 und zwei mit 20 m3 Größe. Der letzte, der Schönungsteich, hat schon Badequalität und an der Stelle, wo das geklärte Wasser schließlich in den Krebsbach fließt, der in der Iller mündet, sieht man deutlich die Sauberkeit und hohe Qualität des Wassers. Natürlich gibt es dort keinerlei unangenehme Gerüche, kaum Ablagerungen im Abflussrohr und der Bach ist an dieser Stelle voll gesunder Wasserpflanzen.
Wenn man weiß, dass die Effektiven Mikroorganismen bei ihrer Umsetzung von organischem Material große Mengen Antioxidantien frei setzen, erklärt sich die regenerative Ausstrahlung der Anlage. Man kann getrost davon ausgehen, dass die Natur auch flussabwärts noch davon profitiert. Das, was bei der Eröffnung konstatiert wurde, „Wie ein schöner Park mit Blumen“, ist heute selbstverständlich: Die drei Schilfbeete und der Schönungsteich sind üppig bewachsen, Blumen und Insekten sind allgegenwärtig,
Abwassergerüche gibt es überhaupt nicht, die Werte sind erstklassig und sogar Wassertiere haben sich angesiedelt.
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