Kreislaufwirtschaft für Windeln

Im EMJournal 43 haben wir zum ersten Mal die Arbeit der japanischen, in Berlin lebenden Künstlerin Ayumi Matsuzaka vorgestellt, deren künstlerische Ideen schon lange um die natürlichen Kreisläufe in der Natur kreisen. Dies begann 2010-12 in ihrer ersten konsequent die natürlichen Kreisläufe nutzenden Arbeit „All My Cycle“, in dem sie die eigenen Ausscheidungen mit Hilfe von Mikroorganismen und Kohle zu schwarzem Dünger verarbeitete, in dem sie dann Salat und Gemüse zog, die sie wieder aß und so den Kreislauf schloss. Seitdem hat sie viele ähnlich Arbeiten und künstlerische Performances durchgeführt, die alle dieses Denken zum Inhalt haben. Zuletzt stellten wir ihre zusammen mit der Künstlergruppe „collective desaster“ durchgeführte Arbeit mit EM-Komposttoiletten in Belgien vor (s. a. EMJournal 51).

Den gleichen Kreislaufgedanken bestimmt auch ihr jüngstes Projekt, das diesmal aber mehr als die anderen Projekte zuvor die Grenze zwischen Kunst und Leben überschreitet. Es heißt DYCLE (d = diaper (dt. Windel) + cyle = Kreislauf, also: Windel-Kreislauf). Die Idee ist: Windeln werden aus Zellulose hergestellt, einfach gesagt, aus Bäumen. Die müssen gedüngt werden, damit sie wachsen. Benutzte Windeln enthalten Wertstoffe, die als Dünger nützlich sind. Warum also nicht versuchen, diesen Kreislauf zu schließen? Vor allem, wenn man sich bewusst macht, dass jedes Kind im Durchschnitt eine Gesamtmenge von ca. 500 kg Windel-Abfall in seinen ersten drei Lebensjahren produziert. Die meisten sind natürlich Wegwerfwindeln, die teuer entsorgt werden müssen. Manche Kommunen bieten bereits Prämien für wieder verwertbare Windeln, um Abfallmengen und Kosten zu reduzieren.

DYCLE – vom Projekt zum Unternehmen

2015 begann das Projekt DYCLE. 20 Eltern mit Babys waren bereit, sich zu beteiligen. Sie erhielten kompostierbare Windeln, einige Liter Biokohle, die mit EM aktiviert war, sowie einen Eimer mit Deckel zum Sammeln der Windeln. Nach einer Woche wurden die Eimer dann abgeholt und das Material kompostiert. Es dauerte nicht lange bis sich fleißige Regenwürmer dessen annahmen. Die Reaktion der Beteiligten war durchgängig positiv. In der Folgezeit fanden viele Untersuchungen statt, die ebenfalls positiv waren, so dass nun aus diesem Projekt ein Unternehmen entstehen soll. Zwar gibt es schon Interesse daran über Berlin hinaus, in der Hauptstadt soll aber der erste professionelle Betrieb 2016 beginnen. Das Grundkapital versucht die Gruppe um Ayumi Matsuzaka von Mitte November bis Mitte Dezember über das so genannte crowdfunding zu besorgen. Das findet im Wesentlichen übers Internet statt. Hier kann sich jeder mit einem beliebigen Betrag an dem Projekt beteiligen. (Weitere Informationen über www.dycle.org)

Für das Konzept erhielt Ayumi den ZERI Preis, begründet von einer Gruppe von Wissenschaftlern und Aktivisten der Blue Economy um Gunter Pauli. Diese unterstützen aktiv die Umsetzung dieser Idee in ein Geschäft. Ein schönes und sinnvolles Projekt, dem wir viel Erfolg wünschen, nicht nur, weil EM ein wesentlicher Bestandteil ist, sondern vor allem, weil wieder ein Weg gezeigt wird, wie Stoffkreisläufe sinnvoll und zukunftsträchtig geschlossen werden können. Jetzt müssen nur noch die ersten 100 Eltern gefunden werden, die sich beteiligen. Sollten Sie jemanden kennen, der oder die in Frage kommt, bestärken Sie sie, auf diese einfache und innovative Weise an einer besseren Zukunft Ihrer Kinder mitzuarbeiten.

Pit Mau

Kontakt:
www.dycle.org
www.ayumi-matsuzaka.com

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