EM im Nord-Schwarzwald

Nähert man sich dem nördlichen Schwarzwald von Osten kommend, erreicht man nach einem ersten steilen Anstieg den kleinen Ort Rötenbach. Am Rande des Ortes, fast am Waldrand hat die Familie Kalm­bach ein schmuckes, hölzernes Wohnhaus gebaut. Daneben steht die Werkhalle, ebenfalls im regional-typischen dunklen Holz. Hinter Halle und Wohnhaus liegt ein Garten mit großzügig bemessenem Hühnerhof sowie einem idyllisch bewachsenen Klärteich.

Der Anfang

Wie die meisten, die im Südwesten Deutsch­lands mit EM umgehen, hat Jochen Kalmbach Rolf Zimmermanns Kurse besucht und sich von dessen Wissen und Begeisterung anstecken lassen. Wer Rolf erlebt hat, weiß, dass ihm der Humusaufbau besonders am Herzen lag. Dies hat Jochen Kalmbach voll und ganz in seine Arbeit und sein Leben übernommen.

Er selbst und seine Frau Annette sind schon lange umweltbewusste Menschen, die sich gern engagieren. Seit mehr als zehn Jahren führt Jochen Kalmbach eine Firma für Energie und Solartechnik. Zusätzlich ist er mit seiner Familie nicht nur EM-Anwender geworden, sondern auch ein kompetenter EM-Berater in der Region.

Bodenaufbau mit EM und Bokashi

Jochen Kalmbach ist Praktiker. Bevor er Dinge weitergibt, probiert er sie selbst aus. Er schätzt auch die Unabhängigkeit und die Selbstbe­stimmtheit. Deshalb hat er nicht nur den Hühnerstall hinter seinem Haus mit ausreichend Auslauf, sondern auch einen großen Garten außerhalb des Ortes, in dem er alle Aspekte der EM-Technologie nun schon seit gut sechs Jahren anwendet und Neuigkeiten ausprobiert.

So hat er mit der Zeit einen effektiven Stoffkreislauf entwickelt. Alle anfallenden organi­schen Stoffe aus Küche und Garten werden nach dem Sauerkrautprinzip mit EM fermentiert, entweder in großen Tonnen, oder mit Folie abgedeckt zu Mieten aufgesetzt. Nach einigen Wochen Fermentation wird dies Material in den Boden eingearbeitet.

Wesentlicher Bestandteil der Nährstoffversor­gung ist die Grassilage, die zum Mulchen ge­nutzt wird. Der Grasschnitt wird angetrocknet, anschließend in Tonnen mit EM fermentiert und als dichter Mulch ausgebracht. So wird der Bo­den feucht gehalten, Unkräuter werden unterdrückt und die Kleinlebewesen auf diese Weise geschützt und ernährt. Die Schicht zwischen dem Mulch und der Erde ist warm, feucht und nährstoffreich: ein Paradies für die Mikroben.

Die mobile Saftpresse

Jochen Kalmbach hat sich 2016 mit einer mo­dernen, mobilen Saftpresse ein weiteres geschäftliches Standbein geschaffen. Zum einen liegt ihm daran, die Bedeutung von Streuobstbeständen zu propagieren und damit die Pflege und Nutzung zu beleben. Zudem können Besitzer von Obstbäumen auf diese Weise bequem herrlichen Saft aus eigenem Obst bekommen. Schon ab 50 kg Apfelmenge kann man Äpfel pressen lassen und eigenen, ungespritzten Apfelsaft bekommen. Die anfallenden Kosten liegen unter den „Apfelsaftkonzentrat-Preisen“.

Mit der entsprechenden Presstechnik entsteht gleichzeitig hochwertiger Trester. Apfeltrester kann als nahrhaftes Tierfutter Verwendung finden. Oder er wird mit EM versetzt zu hochwertigem fermentiertem Dünger – Bokashi.

Apfeltrester enthält viele verschiedene Nähr­stoffe, die durch die Fermentation noch ver­mehrt werden. Deshalb ist dieser Tresterbokashi ein hervorragender Dünger für Gemüsebeete, aber auch für Obstbäume und Beerenobststräucher.

Die Ergebnisse im eigenen Garten zeigen die Wirksamkeit aufs Schönste. So löste die Fa­milie Kalmbach 2014 bei der Mitgliederver­sammlung in Pforzheim Erstaunen aus, als sie an ihrem Stand große, prächtige Exemplare Blumenkohl und Kohlrabi aus ihrem EM-Gemüsegarten präsentierte.

Aber schon früh hat Jochen Kalmbach erkannt, dass es zwar kein Problem ist, Humus durch Bo­kashi und andere natürliche Düngemethoden aufzubauen. Die Frage war eher, wie kann man Humus halten und zu Dauerhumus aufbauen. Die Lösung fand sich in der Ergänzung von EM und Bokashi durch Holz- bzw. Pflanzenkohle.

Pflanzenkohle für den Terra Preta Aufbau

Anfangs kaufte sich Jochen Kalmbach die Pflanzenkohle, inzwischen hat er sich zwei „Kon-Tiki“-Öfen zur Herstellung von Pflanzen­kohle besorgt und erzeugt so mehr Kohle für seinen Garten, als er selbst braucht; er kann sogar gelegentlich Kunden damit versorgen. (Siehe auch folgenden Beitrag in diesem Journal)

Frische Pflanzenkohle muss zunächst mit Nähr­stoffen aufgeladen werden, da sie sonst den Böden Nährstoffe entziehen würde. Wie schon Rolf Zimmermann nicht müde wurde zu betonen, ist Bokashi ideal dafür. Jochen Kalmbach hat ja nun den hochwertigen, EM-fermentier­ten Apfeltrester, den er dafür verwendet, aber auch Vinasse, ein günstiges Abfallprodukt der Hefe- und Alkoholproduktion funktioniere dafür ausgezeichnet, bestätigt er. So aufgeladen wird im Boden Dauerhumus aufgebaut, der von Jahr zu Jahr dichter und stärker wird. Die Kohle bietet nicht nur Nährstoffe, sondern auch den nützlichen Bakterien und Pilzen Ansiedlungsflächen, und obendrein hat die Kohle eine hervorragende Wasserspei­cherkapazität. Das erleichtert die Arbeit im Garten enorm.

Ein vollständiger Garten

Zu der Zeit als Jochen Kalmbach EM entdeckte, hatte er große Schwierigkeiten in dem von den Großeltern geerbten Garten. Der Boden war verdichtet und deshalb entweder zu nass oder zu trocken, Unkraut arbeitete sich an dem Bo­den ab, die Kulturen litten unter Krankheiten und Befall, Kartoffelkäfer und Nacktschnecken fühlten sich wohl – der Gärtner nicht. Das hat sich grundlegend geändert. Die Bodenstruktur ist überall, wo seit 2012 mit EM gearbeitet wird, locker, krümelig, dunkel und duftet nach Pilzen und Waldboden. Das Gemüse ist prächtig und äußerst schmackhaft, Obst und Beeren reichhaltig und lecker. Disteln und Ampfer sind aber inzwischen seltene Gäste.

Zu dem gesunden Garten gehören natürlich auch die Insekten, die auf dem „wilden“ Gelände reichlich Rückzugsräume finden. Zum Obst gehören aber auch Bienen. Eingewachsen in Büsche und Stauden liegt das geräumige Bie­nenhaus, in dem Jochen Kalmbach 15-16 Völker hält. Natürlich werden sie auch ausreichend mit EM versorgt und der Schwarzwaldhonig ist köstlich …

Jochen Kalmbach kann durch Bodenproben, die er über die Jahre hat machen lassen, durchaus die Erfolge in Zahlen ausdrücken. Hatte er vor EM im Prinzip ausreichende 3,2 % organische Masse im Boden, aber einen zu sauren pH-Wert von 4,6, so ist der pH-Wert in den EM-Jahren auf gute 6,4 und der Humusgehalt auf 5,8 % gestiegen. Er weiß aber, dass das noch lange nicht das Ende der Fahnenstange ist.

Wer mit solcher Begeisterung an den Verbes­serungen der Möglichkeiten biologischen Gärtnerns und Lebens arbeitet, von dem ist noch viel zu erwarten. Wir werden auch in Zukunft aus dem Nordschwarzwald berichten.

Pit Mau

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