Im März 2007 wurde Prof. Higa pensioniert. Damit begann, wie er selbst sagt, die dritte Stufe seines Lebens. In der ersten, führt er aus, ist man ein Lernender mit großen Ambitionen, in der zweiten engagieren wir uns mit unserem ganzen Sein in der Arbeitswelt und in der Gesellschaft, in der dritten Stufe schließlich rundet man sein Lebenswerk ab. Seit April 2007 hat er eine Professur an der Privatuniversität Meio im Norden Okinawas, wo er das „Internationale EM-Forschungszentrum“ leitet. Seit dem Sommer 2007 schreibt er regelmäІig Kolumnen für die japanische Online-Zeitschrift Eco Pure, aus denen wir im EMJournal zukünftig berichten werden. Im Februar 2008 erschien sein Bericht über die erfolgreiche Einführung von EM in Kolumbien, den wir leicht gekürzt wiedergeben.
Die Einführung von EM in Kolumbien
Wird über das südamerikanische Land Kolumbien gesprochen, denkt man zuerst an Drogenkartelle und Korruption, aber das ist völlig falsch. Bis zur Wahl des jetzigen Präsidenten war es zugegeben ein gefährliches Land, nun aber, durch seine hervorragende Regierungsarbeit beginnt es, sich in ein friedliches, wunderschönes Land zu verwandeln. Vor acht Jahren wurde EM erstmals von Absolventen der EARTH Universität in Costa Rica nach Kolumbien gebracht (vgl. EMJournal 12 ); sie setzten EM bei der Wiederverwertung von Lebensmittelabfällen ein sowie für die Beseitigung von Umweltschäden durch Großviehhaltung. Sie waren sehr erfolgreich, alle möglichen organischen Abfälle mithilfe von EM in wertvolle Resourcen zu verwandeln. Auch durch ihre Arbeit wurde Kolumbien bald der größte Produzent biologisch angebauter Schnittblumen. Ihre Aktivitäten wurden bald weit über den Agrarsektor hinaus bekannt und weiteten sich auf die Bereiche Umwelt und Gesundheit aus. Hier spielt die Stiftung MD (Minuto de Dios, deutsch: eine Minute pro Tag) eine Schlüsselrolle. Diese Stiftung wurde von einem katholischen Priester gegründet, der die Menschen aufrief, sich wenigstens eine Minute pro Tag für die Unterstützung anderer Menschen zu nehmen. Die Aktivitäten der Stiftung, armen Leuten zur Selbstständigkeit zu verhelfen, sind so umfangreich wie die regionaler Verwaltungen. Wegen der soliden philanthropischen Basis der Stiftung erhält sie erhebliche Spenden aus der Geschäftswelt, viele ihrer Mitglieder spielen wichtige Rollen in der Regierung, und ihre Sozialprogramme arbeiten mit der Regierung Hand in Hand. Ausbildung ist ein wichtiges Anliegen der Stiftung und neben eigenen Schulen hat sie einen eigenen Radio- und Fernsehsender. Im ganzen Land gibt es Zweigstellen mit vielen Freiwilligen.
Mit Anfang dreißig besuchte ich mehrfach verschiedene Regionen Kolumbiens auf der Suche nach bestimmten Nutzpflanzen, deshalb weiß ich, dass Kolumbien eine unerschöpfliche Faszination für Pflanzensucher hat, aber auch, dass es ein Weltklassepotential zur Entwicklung von Primärindustrien hat. Als ich damals nach Bogota kam, überraschte mich, wie grün die Stadt war und wie viel unterschiedliche Pflanzen es in dem Land gab, auch wie wohlgenährt die Kühe aussahen. Bis heute ist Kolumbien berühmt für seinen Kaffee und nach den Niederlanden der zweitgrößte Blumenproduzent. Im vergangenen Herbst war ich zum dritten Mal seit der Einführung von EM in Kolumbien. Verglichen mit meinen früheren Besuchen war das Land wieder sicher, die Städte sauber und gut in Schuss; darüber hinaus hat das Land eine Struktur entwickelt, die es zu einer EM-Modellnation machen könnte.
EM-Technologie Teil nationaler Politik
Da EM über die Strukturen der MD Stiftung verbreitet wird, wurde ich bei meinem ersten Besuch zu einem Empfang mit den beiden Ministern für Landwirtschaft und Umwelt eingeladen, bei meinem zweiten hatte ich die Gelegenheit mit der First Lady, der Frau des Präsidenten, ein einstündiges Gespräch zu führen. Wir sprachen darüber, wie die verschiedenen Anwendungen von EM auf Landesebene verbindlich eingebunden werden könnten. Bei meinem dritten Besuch vermied ich Treffen mit wichtigen Persönlichkeiten, um möglichst viele Orte besuchen zu können, an denen EM eingesetzt wird. Leute von der MD Stiftung brachten mich zu einer Shrimp-Farm und einem Kompostwerk, ich sah EM-Projekte in Schulen und den Anbau von Bio-Blumen.
Die weltbeste Shrimp-Farm
Im Osten, an der Karibik, in der Weltkulturstätte Cartagena liegt die 850 ha große Shrimp-Farm, die ihrem Namen als beste Shrimp Farm der Welt alle Ehre macht. Vor fünf Jahren begann das Unternehmen ernsthaft EM einzusetzen, um eine Viruserkrankung (White Spot Syndrome) und die Wasserverseuchung in den Griff zu bekommen. Heute ernten sie bis 6 t Shrimps (Garnelen) pro Hektar, haben eine extrem niedrige Mortalitätsrate beim Nachwuchs von 1-2%, kein fauliges Sediment mehr, und das Wasser, das ins nah gelegene Meer abgelassen wird, ist viel sauberer. Pro Woche werden 600 t EMa in das System gegeben. Vor Ort befinden sich 20 miteinander verbundene 30 t Tanks. Die Ansiedlung in der Nähe wird „EM-Dorf“ genannt.
Spitzen-Recyclingsystem für Flüssigabfall der Zuckerrohr-Alkoholproduktion
In Cali, im Süden des Landes, einst berüchtigt wegen des Drogenkartells, wird dem bei der Alkoholproduktion von Zuckerrohr entstehenden flüssigen Abfall EM beigefügt und später zurück auf die Felder gebracht. Dadurch konnte man den Düngereinsatz um 40-60% senken und die Erträge um 30- 40% steigern. Befall durch Insekten sank drastisch und das Wiederaustreiben vom Zuckerrohr nach der Ernte ist noch Jahren lang möglich. Weltweit boomt die Nutzung von Alkohol als Biosprit, aber die Abwässer der Produktion erzeugen einen fauligen Gestank und sind zu einem Umweltproblem für die Wasserstrassen geworden. In Kolumbien hat man nun aber ein Modell-System, mit dem dieses Problem gebannt wird, auf das sie wirklich stolz sein können.
Erstklassiges Müll-Recycling
Im Zentrum von Bogota gibt es eine von der MD Stiftung betriebene Mülldeponie, wo der Abfall nach dem Trennen mit EM kompostiert wird und dann wieder in den Boden zurückkehrt – ein schöner Indikator für die Zukunftsfähigkeit des Landes. Es wurde mit einem unternehmerisch konzipierten System begonnen, bei dem Abfall in Schulen mit EM behandelt wird und daraus Profit generiert wird. Ältere Schüler, die dies managen, haben Zertifikate erhalten, dass sie „EM-Ausbilder“ sind. Die Kooperation der Stiftung mit den Schulen macht dies möglich. Nach Auskunft der Lehrer hat dieses System großen erzieherischen Wert, denn es hilft den Schülern, selbstständiger und sozial verantwortlich zu werden.
Ausgezeichnetes Ausbildungssystem für EM-Führungspersonal
Sowohl in der landwirtschaftlichen wie in der Umweltfakultät der Universität der MD Stiftung wird EM als Lösung für unterschiedliche Probleme gelehrt. Professoren kooperieren mit dem angeschlossenen EM-Technologie Forschungsinstitut, das Forschung auf hohem Niveau ausführt. Die Stiftung betreibt ein Netzwerk übers ganze Land, über das sich der Einsatz von EM stetig verbreitet. Während meines jüngsten Besuchs hielt ich zwei Vorträge an der Universität, einen für Studenten und einen für die Allgemeinheit; beide wurden enthusiastisch aufgenommen. Außerdem entwickelt Kolumbien ständig neue Modelle für den Einsatz von EM bei biologisch angebauten Blumen, wo sie weltweit führend sind, auf medizinischem Gebiet, im Baugewerbe und in vielen anderen Bereichen. Am letzten Tag meines Besuchs gab es eine Pressekonferenz, bei der ich dem Umweltminister erklärte, wie EM beim Aufbau des Landes genutzt werden kann. Der Minister bestätigte, dass der Präsident EM für diesen Zweck vorgesehen hat und sich aktiv dafür einsetzen würde. Es wurde beschlossen, in naher Zukunft ein EM-Forum für Mittel- und Südamerika in Kolumbien abzuhalten, an dem der Präsident teilnehmen will.