EM in Haiti – vor und nach der Erdbeben-Katastrophe

Die Einführung von EM in Haiti begann Paula Iten schon 2004 im ersten Umweltzentrum des Inselstaates auf dem Land. Mit den seither gewonnen Erfahrungen konnten sie und ihre Helfer nach dem verheerenden Erdbeben auch in der Hauptstadt Port-au-Prince helfen.

In der Hitze entwickelt sich schnell überall Gestank. Es wird EMa ausgegeben, damit die Menschen Unrat und Latrinen einsprühen können, um den Gestank einzudämmen und Krankheiten zu vermeiden. Wenn er nicht einfach auf Haufen herumliegt wird der Müll in Gruben entsorgt, wo er in der tropischen Hitze fault – ein wichtiges Einsatzgebiet für EM.

Port-au-Prince, 18. April 2010

Vor ungefähr sieben Jahren lernte ich über eine gute Kollegin, die ich 30 Jahre aus den Augen verloren hatte, EM kennen. Meine ersten Einkäufe tätigte ich als gebürtige Winterthurerin in der Schweiz. 2004 brachte ich zunächst EMa, später EM1 und EM-Keramikpipes nach Haiti, schloss mich in der Schweiz als Mitglied der Interessengemeinschaft-EM an, besuchte Kurse, Ausflüge, Tagungen. 2006 begegnete ich der internationalen EM-Gruppe auf der EM-Festa auf der Fraueninsel in Deutschland. Besonders die EMler aus Costa Rica behielt ich im Auge und besuchte dort schon zweimal die EARTH Universität, wo sich der Sitz der EMRO fùr ganz Lateinamerika befindet.

Seit 1970 in Haiti, seit 2004 mit EM

Haiti ist das ärmste Land der westlichen Hemisphäre mit etwa 9 Milionen Einwohnern. Durch das Erdbeben kamen bis zu 300.000 Menschen ums Leben, etwa 300.000 weitere Personen wurden verletzt und 1,2 Millionen obdachlos.

Seit 1970 arbeite ich in Haiti. Das arme, krisengeschüttelte Land wird regelmäßig von Naturkatastrophen heimgesucht, wobei die letzte, das Erdbeben vom 12. Januar 2010 unvorstellbare Not ins Land gebracht hat. Davor, noch im September 2008 haben Wirbelstürme im ganzen Land zugeschlagen. Was hätte ich da anbieten können, ohne das hier hochgeschätzte EM – EMa, EM-X Keramikpipes, EM-X Keramikpulver? Erst seit Februar 2010 ist es möglich, unseren EM-Einkauf in der dominikanischen Republik, dem Nachbarland Haitis zu tätigen. Dort wird EM1 seit einem Jahr produziert, was unseren Nachschub erheblich vereinfacht. Da keine direkten Handelsbeziehungen oder Schiffsverbindungen von Costa Rica nach Haiti bestehen, hatten wir bis dahin das EM1 in größeren Mengen zu deutlich höheren Preisen in den USA gekauft. 2007 berichtete das EMJournal über unseren Einstieg mit EM in Haiti. 2005 startete ich die ersten Kurse mit Jugendlichen im Umweltzentrum von Bassin Magnan, 12 km außerhalb der Großstadt Gonaives, 150 km nördlich der Hauptstadt Port-au-Prince. Umwelt schützen, Abfälle trennen, Baumschulen errichten, Kompost und Bokashi herstellen und vieles mehr steht auf dem Schulungsprogramm des Zentrums. Das haitianische Schulsystem stimuliert die Neugierde der Jugendlichen für neue Entdeckungen oder das Ausprobieren mit bislang unbekannten Materialien viel zu wenig. EM jedoch braucht Forschungsgeist und Ausdauer im Sammeln von Erfahrungen, die nicht alle aufbringen.

Mitte 2006 wurden im Ausbildungszentrum zwei landwirtschaftliche Praktikanten eingestellt, die sich fachlich in das Thema EM einarbeiteten. In ihrer täglichen Arbeit im Kräutergarten, beim Pflanzen von Bäumen oder im Gemüsegarten setzen sie ihre neu erworbenen Kenntnisse um. Sie nahmen an allen Kursen teil, bis sie heute selbst Kurse erteilen können. Dabei ist das zentrale Basisthema die Herstellung und Anwendung von EMa sowie die Herstellung von Bokashi, sei es für den Boden oder für die Fütterung der Tiere. Von Anfang an wurde das Wasser stets mit EM-Keramikpipes energetisiert. Die Ausbildung findet in der Landessprache Kreolisch statt, die Texte werden ins Kreolische übersetzt und kopiert. Anstehende Aufgaben sind die Zusammenfassung und der Druck dieser Einzeltexte in einem Heft. Eine große und auch kostspielige Aufgabe. Auch ein kleines EM-Lädeli wurde im Ausbildungszentrum eingerichtet.

Ein Kleinkassenwesen, das ich vor 15 Jahren mit aufgebaut habe, erhielt 2008 einen Kredit, damit Frauen ihren Kleinhandel mit größerem Gewinn betreiben können. Da tat sich ein neues Tätigkeitsfeld für EM auf. Kurse für die Behandlung von Eseln, Mauleseln und Pferden mit EM werden vom Umweltzentrum angeboten. Dann gibt es Kredite für „natürliche Veterinärapotheken“, wobei einheimische Naturrezepte mit EM verbessert werden. Beispielsweise wird bei Verletzungen die Wunde mit EMa gereinigt und danach eine Paste aus Aloe Vera, EM und EM-Keramikpulver hergestellt, die in recht kurzer Zeit eine gute Heilung herbeiführen kann. Auch Futterbokashi wird hergestellt. Da diese Tierkredite in vier verschiedenen Departementen angeboten wurden, erreichte EM neue Regionen. Und es blieb nicht bei den Lasttieren. Bald wurden auch Schweine EM-Konsumenten, auch Kaninchen und verschiedenes Geflügel. Hühner haben es schwer, den Winter überhaupt zu überstehen; Dank EMa in ihrem Trinkwasser oder direkt in den Schnabel überstehen sie nun die kühlen Regenzeiten recht gut.

Die Naturkatastrophen

Am 18. September 2004 brachte der Wirbelsturm „Jeanne“ großes Leid über Gonaives. Es starben bei den unerwarteten Überschwemmungen an die 3.000 Menschen. Noch zwei Jahre danach werden stinkende Abfälle von der Stadt auf’s Land gebracht. – Und, da EM dort ja schon Einzug gehalten hatte, diente es dazu, die stinkenden Haufen umzuwandeln in immer kleiner werdende Erdhügel. Vier Jahre später, Anfang September 2008, zogen gleich vier heftige Wirbelstürme übers ganze Land. Am stärksten betroffen war einmal mehr Gonaives mit gewaltigen Überschwemmungen, dieses Mal mit an die 1.000 Toten. Nun kam das inzwischen bekannte und erprobte EM intensiv zum Einsatz: Krankenstationen, Spitäler, Schulen, Verwaltungen, ja selbst Polizei und Gefängnis wurden mit EMa eingesprüht, um den modernden Gestank zu beseitigen, damit die Arbeit wieder aufgenommen werden konnte.

Und dann kam das große Erdbeben vom 12. Januar 2010 …, das EM aus dem Busch klopfte und auf die nationale Ebene hiefte.

Die Bilder der Verwüstung gingen rund um die Welt. Da ich selbst in Port-au-Prince das Erdbeben überlebte, heißt dies auch Auftrag, mich um das Wohl der Überlebenden zu kümmern. Und dies gelang mir am besten mit EM:

  • EM in der ersten Nacht:
    Mit EM1 und Keramikpulver, das ich in der Tasche dabei hatte, konnte ich Wunden der Verletzten auswaschen und bepudern.
  • EM am ersten Tag danach:
    Da ging es darum ein Auto zu finden, das mich zu einem kleinen Vorrat von EM und Melasse führte, damit ich sofort so viel EMa wie möglich ansetzen konnte. Eine Reserve an EM1 hielt ich zurück, um weitere Verbände anzulegen. Dazu füllte ich kleinste Mengen in kleine Fläschchen ab, damit ich vor allem den vorbeiziehenden Menschen helfen konnte, die die langsam verwesenden Toten zur letzten Ruhestätte begleiteten.
  • EM eine Woche danach:
    Auf vielen Plätzen werden Zeltlager aufgeschlagen, Latrinen installiert, Abfallkörbe aufgestellt. Und wie ein Vertreter des internationalen Roten Kreuzes meinte: „Die Latrinen stinken zum Himmel“. Da ist EMa angesagt. Doch es gibt über 400 Zeltlager in der Hauptstadt. Was können wir da ausrichten für so viele?
  • Einsatz von EMa in Zusammenarbeit mit dem Umweltministerium gegen den Verwesungsgestank der eingestürzten Gebäude, die Hunderte von Toten begraben haben.
  • EMa in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium im Einsatz für die Volksgesundheit im Kampf gegen die Epidemien.
  • EMa aber auch im privaten Hausgebrauch. Nach drei Monaten Nothilfe, wo mehrere Tausend Liter EMa versprüht wurden, geht es darum, Strukturen einzurichten, die EM möglichst vielen zugänglich macht. Zum Glück hat die haitianische Zuckerfabrik ihre Arbeit endlich wieder aufgenommen, damit wir nicht nur EMa herstellen, sondern auch die Unterernährung besonders der Kinder bekämpfen können.

Die Herstellung von Hypochlorit, die wir paralell zum EM fördern, um das Wasser nach den Regeln der WHO trinkbar zu machen, wollen wir ebenfalls weiterführen.

Foto: Kleinkredite ermöglichen Frauen ein Einkommen im Transportwesen. Solche Kredite gibt es auch für „natürliche Veterinärapotheken“, wo einheimische Naturrezepte mit EM verbessert werden.

Im Namen von EM-Haiti danke ich allen EMlern ganz herzlich für die spontane Solidarität und den Einsatz für ein menschenwürdiges Leben – dank EM – im leidgeprüften Haiti.     

Paula Iten

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