Fische und Tomaten zusammen kultivieren – ein interessantes Kreislaufverfahren

Die Landwirtschaft wird immer mehr zu einer Industrie. Kleine Höfe müssen sich gegen immer größere, stärker industrialisierte, behaupten. Um mit ihrem Betrieb zu überleben, sind deshalb viele Landwirte gezwungen, so viel wie möglich aus ihrem Grund und Boden, aus den Böden, aber auch den Gebäuden herauszuholen. Gleichzeitig wird immer deutlicher, dass wir etwas gegen die zunehmende Umweltverschmutzung tun müssen. Wasser ist eins der kostbarsten Güter und wenn wir nicht sorgsam mit diesem flüssigen Gold umgehen, droht in der Zukunft die Verknappung von gutem Trinkwasser.

Diese Aspekte waren die Ausgangslage für neue Projekte und Entwicklungen am Technischen Institut in Kortrijk in Belgien. Dabei wurde die Idee entwickelt, Fische unter hängenden Tomaten zu züchten. Nach vielen Voruntersuchungen und Kalkulationen wurde das Projekt am 1.9.2009 gestartet. Unter verschiedenen Sorten von Tomaten wurde der beliebte Speisefisch Tilapia, der zu den Buntbarschen gehört, in Wannen gehalten. Während diese Haltungsweise in den Niederlanden schon erprobt ist, gibt es hier in Belgien bisher nur Pilotprojekte.

Für dieses Experiment musste das Gewächshaus völlig umgestaltet werden. Unter den hängenden Trögen, in denen die Tomaten wuchsen, wurden Warmwasserbassins aus 1 cm dickem Polyester installiert. Jedes konisch geformte Bassin ist 15 m lang und die Innenseite abgerundet und glatt, damit die festen Bestandteile der Ausscheidungen leichter in das am Ende eines Bassins liegende Ablassloch rutschen können. Das Wasser wird auf einer Temperatur von 27° C gehalten. Es wird ständig bewegt und zweifach gefiltert, zunächst durch einen Trommelfilter und anschließen durch einen Biofilter. 5-10% des Wassers wird täglich durch Regenwasser ergänzt und die Fische werden je nach ihrem Zielgewicht gefüttert. Das überlaufende Wasser, das durch die Ausscheidungen der Fische stark stickstoffhaltig ist, wird dann für die Bewässerung der Tomaten benutzt. Überschüssiges Wasser von den Tomaten wiederum wird in einem geschlossenen Kreislauf gefiltert und wiederbenutzt. Dadurch wird alles anfallende Wasser wieder verwendet. Besonders ist die Tatsache, dass mit der Restwärme des Wassers das Gewächshauses geheizt werden kann – eine ökologische wie auch durchaus ökonomische Lösung.

Wo passt EM in das System?

EM wird in dem Filterprozess eingesetzt. Mit einem Dosiergerät wird EM in das Wasser des Biofilters gegeben. Ein Biofilter behandelt die flüssigen und festen Bestandteile der Fischexkremente. In dem Filter sind alle Mikroorganismen des Systems gebündelt vorhanden. Sie werden gebraucht, damit das (toxisch wirkende) Nitrit zu Stickstoff wird. Die Mikroorganismen heften sich an das PE-Material (Polyethylen) in dem Filter. Um ein gutes biologisches Gleichgewicht zu halten, wird EM benötigt. Die PE-Würfel sind durchsetzt mit Löchern und Einschnitten, die ideale Rückzugsräume für die Mikroben sind. Diese Würfel werden durch Luftblasen ständig in Bewegung gehalten – ein richtiges Whirlpool-Bad für die EMs! Die Luft wird unter das zu filternden Material gepumpt, dadurch können die Würfel nicht aneinanderkleben, was eine Oberflächenverringerung bedeuten würde.

Keine Krankheiten

Mit der Zugabe von EM wird die biologische Balance im Wasser garantiert. Aufkommende Krankheiten oder Infektionen werden effektiv in Schach gehalten, wie sich während des ganzen Experiments gezeigt hat. Wunden, die sich die Fische gegenseitig zufügen, scheinen schneller und komplikationslos zu heilen. Zwischendurch wurde in einer Periode kein EM zugegeben. Bald zeigte sich eine größere Zahl toter Fische, möglicherweise durch Infektionen nach kleinen Verletzungen. Gleichzeitig sonderten sich schaumige Flocken auf der Wasseroberfläche des Biofilters ab und wir bemerkten einen ziemlich unangenehmen Fischgeruch. Innerhalb von 24 Stunden nach der erneuten Zugabe von EM waren alle diese Probleme vorüber. Solange EM zudosiert wurde, gab es keine signifikante Sterberate der Fische. Nach diesen Versuchen kann man sagen, dass es mit EM möglich ist, Fische ohne den Einsatz von Antibiotika zu züchten. Im nächsten Jahr wird der Versuch fortgesetzt, allerdings werden andere, hochwertigere Arten von Fisch genommen, denn mit Tilapia kann erfahrungsgemäß nicht genug Geld erwirtschaftet werden. Der Fokus der Wissenschaftler war zwar auf das Wachstum, auf die Gesundheit und die Qualität des Fischs gerichtet, sicher wäre aber auch eine Untersuchung der Tomaten sinnvoll gewesen. Wir wissen aber, dass sie knallrot, groß und prächtig waren und ausgezeichnet schmeckten – ebenso wie der Fisch, der sehr lecker war!

Diese Versuche zeigen einmal mehr, dass EM eine große Hilfe ist, um solche Kreislauf-Systeme im Gleichgewicht zu halten.

An Decoene

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