Terra Preta in der Praxis

Der Artikel von Dr. Haiko Pieplow im EMJournal 29 (August 2009) hat viele begeisterte Reaktionen hervorgerufen. Wir wollen einige Beispiele vorstellen, wie man mit Holzkohle und EM im eigenen Garten einen dauerhaft fruchtbaren Boden erzeugen kann.

Auf diesem Versuchsfeld wurde Terra Preta erfolgreich getestet – links mit, rechts ohne Terra Preta.

Auf diesem Versuchsfeld wurde Terra Preta erfolgreich getestet – links mit, rechts ohne Terra Preta.

Es klingt wie eine uralte Geschichte über Bokashi. Vor gut zweitausend Jahren entwickelte eine Zivilisation am Amazonas eine Technik, die dortigen wenig fruchtbaren Böden so aufzubessern, dass meterdicke Schichten von fruchtbaren schwarzen Bodens entstanden, die große Bevölkerungen ernähren konnten. Archäologen fanden in dieser Schwarzerde (Terra Preta) viele Tonscherben und konnten rekonstruieren, dass in großen Tongefäßen Abfälle und Fäkalien mit Holzkohle vermischt eine gewisse Zeit fermentierten, bis diese Gefäße bepflanzt wurden. Die Wurzeln zerbrachen die Tonwände und dieser Dünger vermischte sich allmählich mit der anderen Erde. Diese Technik erinnert diejenigen, die die EMTechnologie kennen, an die Herstellung von Küchenbokashi und dessen Verarbeitung im Garten. Organische Materialien (allerdings keine Fäkalien) werden ebenfalls in einem Behältnis (Plastikeimer) unter Luftabschluss fermentiert. Nur kommt bei der Terra Preta noch die Kohle hinzu, die nicht nur die Erde schwarz macht, sondern ein nachhaltiger Kohlenstoffspeicher ist, gleichzeitig eine ausgezeichnete Anlegestelle für die Mikroben sowie ein exzellenter Wasserspeicher.

Ungeklärt wird die Frage nach den Mikroorganismen der ursprünglichen Terra Preta bleiben. Haben die Indios noch bestimmte Zusätze gehabt, die den Fermentationsprozess steuerten wie wir das heute mit EM tun oder waren damals noch genügend Mikroorganismen der EM-Gruppe in der natürlichen Umgebung, so dass eine solche mikrobielle Zugabe nicht nötig war? Von den ersten praktischen Versuchen bei uns wissen wir jedoch, dass eine Steuerung der Fermentation mittels EM notwendig ist. Natürlich lässt sich auch nicht mehr rekonstruieren, nach welcher Zeitspanne das Bepflanzen der Tontöpfe am Amazonas möglich war: wir wissen aber von der Bokashi-Herstellung, dass die Umsetzung in dem luftdichten Bokashi-Eimer bei warmen Temperaturen und ausreichender Menge von EM schnell gehen kann: eine Woche in der warmen, zwei in der kalten Jahreszeit. Dann muss das fertige Bokashi unter die Erde, wo es wieder sehr schnell umgesetzt wird: Bei warmem Wetter in ca. zehn Tagen, bei kaltem in etwa einem Monat.

Woher die Kohle?

Eins der ersten Probleme bei der Herstellung eigener Schwarzerde ist die Beschaffung von Kohle. Unser Mitglied Alfons Krieger, der zu den Pionieren der Terra Preta Herstellung in Deutschland gehört, beschreibt die ersten eigenen Schritte. Einfache Grillkohle wurde zusammen mit einigen Steinen in einen Betonmischer gegeben und in kürzester Zeit hatte man feinkörnige Kohle, die dann peu à peu unter das Bokashi gemischt werden konnte. Kann ich nicht einfach die Reste aus meinem Kamin oder Kaminofen nehmen, denn die ist ja schon ganz fein? – Nein, das ist in der Regel nur noch Asche. Aber bei einer unvollständigen Verbrennung bleibt ein wenig Holzkohle übrig, wie unser Mitglied Walburga Sondermann berichtet. Diese wird zerstoßen und in den Bokashi-Eimer geschichtet (s. Fotos). Eine andere Methode zeigte Dr. Pieplow bei seinem Vortrag auf der Mitgliederversammlung in Bremen. Er stopft eine leere Blechdose mit Holzstücken, Sägemehl und anderen Holzresten und stellt sie mit der offenen Seite nach unten in das Feuer. Ein paar Löcher an der Oberseite sorgen für Abluft, damit die Dose nicht umfällt.

Wer aber eine größere Menge Kohle herstellen möchte, der kann – wie unser Mitglied Michael Lappöhn – einen ausgedienten großen Kochtopf mit Deckel nehmen oder sogar einen Gänsebräter. Wem dies alles zu umständlich ist, der kann sich auch bei dem EM-Berater Marko Heckel Fertigbokashi bestellen, das schon mit Holzkohlegruß vermischt ist. Man gibt es lagenweise zu den organischen Abfällen im Bokashi-Eimer und braucht sich nicht mehr weiter zu kümmern; die Arbeit tun die EMs. Natürlich macht es weiterhin Sinn, EM-Keramikpulver und gegebenenfalls Gesteinsmehl beizugeben, auch ein Stoß aus der EM-Sprühflasche ist eine gute Ergänzung.

Wie lange muss dieses Bokashi reifen bis es in die Erde eingebracht werden kann?

Die meisten befüllen ihren Bokashi-Eimer über eine längere Zeit. Die unteren Lagen sind schon fertig, wenn die letzte Lage eingefüllt wird. Dann sollte man den Eimer noch mindestens zwei Wochen ruhen lassen (besser länger als zu kurz). Meist bildet sich ein eleganter weißer Schimmel an der Oberfläche – nicht unähnlich einem guten Camenbert. Man sollte auch ruhig die Geruchsprobe machen: Sollte etwas stinken, dann ist der Prozess misslungen und muss anderweitig, z.B. auf dem Kompost, entsorgt werden. Für eine solche Fehl-Fermentation gibt es mehrere Gründe: Entweder es wurde zu wenig EM eingebracht oder das Material ist zu feucht oder aber es wurde nicht genügend verdichtet (festgedrückt). Ansonsten ist es kinderleicht, gutes Bokashi – mit oder ohne Kohle – herzustellen.

Wie bringe ich es in den Boden ein?

Dann muss das Terra Preta-Bokashi nur wie gewohnt unter die Erde gebracht werden. Walburga Sondermann beschreibt ihre Methode so: „Jetzt im Winter gebe ich, solange der Boden nicht gefroren ist, mein Bokashi in den Garten, indem ich auf dem Beet eine Furche ziehe, Bokashi einfülle und die Furche zumache. Damit hat man gleichzeitig eine neue Furche für die nächste Bokashi-Füllung geschaffen. So arbeite ich mich langsam auf dem Beet immer weiter vor.“

Welche Ergebnisse kann ich erwarten?

Unterschiedliche wissenschaftliche Versuche zur Wirkung von Terra Preta werden seit einigen Jahren gemacht; sie haben die gute Gesundheit und Fruchtbarkeit der Böden, die mit Terra Preta Substrat gedüngt wurden, bestätigt. Interessant sind für Kleingärtner und Gartennutzer sicher die Ergebnisse der FH Eberswalde im östlichen Brandenburg. Dort haben 2009 Studenten beeindruckende Parzellenversuche mit Salaten, Kohlrabi, Dill, Sellerie, Tomaten und Gurken durchgeführt. Schon mit bloßem Auge kann der Unterschied ausgemacht werden. Bedenkt man dann noch, dass eine solche Schwarzerde im Laufe der Zeit wächst, sich also nicht wie z. B. natürlicher Dünger innerhalb weniger Jahre aufbraucht, dann spricht alles für den Einsatz einer solchen Methode.

Der verbesserte Pflanzenwuchs ist nicht nur deutlich sichtbar, sondern auch meßbar. Winterrogen ist ohne Terra Preta etwa 30-35 cm, mit Terra Preta 50 cm hoch.

Man kann diese Schwarzerde auch als einen umweltfreundlichen Ersatz für Torf ansehen, der nach wie vor gern zur Bodenverbesserung gekauft wird und vielen käuflichen Gartenerden beigemischt wird. Da Torf aber nur begrenzt zur Verfügung steht und durch seinen Abbau wertvolle Moorlandschaften zerstört werden, sollte man darauf ganz verzichten. Eine selbst aufgebaute Schwarzerde kann Torf auch insofern ersetzen, als sie ein ausgezeichneter Wasserspeicher ist. Archäologen und Historiker vermuten, dass sich vor der Ankunft der Spanier „mehr als sechs Millionen Menschen von den Früchten ihrer ‚Gartenstädte’ ernährt“ haben (Pieplow). Und das bei dem durchgängig nährstoffarmen Boden im Amazonasbecken. In den Tropen gibt es ja wegen der Wärme und Feuchtigkeit, die die Abbautätigkeit des Bodens enorm steigert, eigentlich keine Humusbildung. Nur durch diese erstaunliche Kulturtechnik des Bodenaufbaus konnte dies gelingen. Warum sollten wir nicht von diesem alten Wissen lernen und in unseren Gärten gesunde und reichhaltige Nahrungsmittel produzieren?

Pit Mau

 

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